Lago Azul
Da wir morgen nach El Calafate fahren, mit einem Grenzübertritt Chile / Argentinien über den Paso Rio Don Guillermo, campen wir am Lago Azul. Dadurch haben wir noch 430 Km. Gegen Abend treffen noch Anke & Peter (aus Köln) ein. Mit ihnen haben wir am letzten Camp den Abend verbracht.
Lago Roca
Unterwegs trifft ein WhatsApp von Irene & Hans ein: «Wir haben für euch einen Platz reserviert». Wir trafen sie in Montevideo, als sie ebenfalls auf die Auslieferung des Containers gewartet haben. Sie fuhren von Mendoza die Carretera Austral südwärts; wir von Ushuaia nach Norden. Die Wege kreuzen sich am Lago Roca. Als wir den Tagesausflug auf dem Lago Argentino unternehmen, hat Hans 4 Forellen für das gemeinsame Nachtessen «besorgt».
Lago Argentino, Bootstour
Zu Patagonien gehört eine Bootstour auf dem Lago Argentino und der Blick auf die Gletscher Spegazzini, Uppsala und Perito Moreno. Sie sind geologische Wunderwerke und Ikonen der unberührten Wildnis. Der «PN Los Glaciares» ist UNESCO-Weltnaturerbe. Der Lago entstand nach der letzten Eiszeit und ist 700 Meter tief. Der Uppsala-Gletscher hat den Namen einer Forschungsstation der Schwedischen Universität. Spegazzini war ein argentinischer Botaniker des 19 Jh. und erforschte die Flora Patagoniens. Der Perito Moreno Gletscher hat eine Fläche von 250 Km2 und ist 30 Km lang. Er ist einer der wenigen Gletscher, die wächst trotz der Klimaerwärmung. Sein Name ehrt den Wissenschafter Francisco Moreno. Die Forscher setzten sich in Patagonien als Naturschützer, Historiker und Ethnographen ein. Zu Beginn des letzten Jahrhunderts siedelten Pioniere für ein paar Jahre hier auf der Estancia Fitz Roy. Sie zogen weg und liessen die Rinder zurück. Heute leben rund 5000 Wildrinder hier.
Perito Moreno
Wir fahren durch den PN Los Glaciares zum Perito Moreno. Auf einem ausgedehnten Spaziergang über die Passerellen geniessen wir den Anblick des Gletschers und sein Kalben. Krachend stürzen Seracs und Eisplatten in den See, da der Gletscher täglich 2 Meter wächst. Die Wandhöhe von 70 Metern gibt schon etwas her für das Spektakel.
El Chaltén
Ein letzter Blick zurück auf das südliche Patagonien Eisfeld über dem Lago Argentina. Wir fahren weiter auf der Ruta 40. Pampa-Landschaft. Beim Parador «La Leona» trinken wir einen Espresso. Hier machten Butch Cassidy und seine Kumpanen Rast auf der Flucht , nachdem sie die «Banco de Londres» in Rio Gallego ausraubten. Auch Lionel Terray und seine Kameraden der Expedition, denen 1952 die Erstbesteigung des Fitz Roys glückte, übernachteten hier. Bald sehen wir die Gipfel des PN Los Glaciares – North Zone. Von links der Cerro Torre (3102 m). Die (angezweifelte) Erstbesteigung gelang Cesare Maestri und Toni Egger, der hier 1959 abstürzte. Es folgt Ag. Toni Egger (2900 m) Dann folgt Ag St. Exupéry (2556 m; Autor «Der kleine Prinz»). Saint-Ex war auch 1927 Initiator der «Airopostal Argentina» von Buenos Aires nach Punta Arenas. Sein Buch «Vol de Niut» erzählt von diesem Abenteuer. Es folgt der Cerro Poincenot (3002 m). Auf dem Anstieg zur Erstbesteigung des Fitz Roy 1952 ertrank Poincenot, Teilnehmer der franz. Expedition. Der Fitz Roy (3405 m), benannt nach dem Kapitän des Forschungsschiffes Beagle, mit dem Charles Darwin während fünf Jahren um die Welt segelte. Die nächsten Gipfel sind Ag. Mermoz (2732 m). Mermoz war Cheffluglehrer der «Airopostal Argentina» und Ag. Guillaumet (2574 m). Guillaumet überlebte einen Flugzeugabsturz auf der Postlinie in den Anden. Das Buch «Terre des hommes» von Saint-Ex schildert diesen Überlebenskampf.
In El Chaltén kündet sich der Wetterwechsel an. Wir treffen Irene und Jürg. Mit ihnen haben wir in Montevideo Fondue gegessen. In der Nacht zieht Sturm auf und Regen peitscht mit Böen Spitzen von 120 Km/h durch El Chaltén. Wir geniessen den Schaukel-Landy. Das ist besser als bei diesem Wetter am Seil in der Nordflanke des Fitz Roy zu hängen. El Chaltén ist abgeschnitten von der Aussenwelt. Am Ende des Dorfes ist die Strasse gesperrt wegen Hochwasser. Die Zufahrt ist gesperrt für Fahrzeuge, da starker Seitenwind herrscht. Weder Tanklastzüge, Überlandbusse noch Wohnmobile dürfen wegfahren.
El Chaltén, Wanderung zum Mirador Fitz Roy
Die geplante Wanderung zum „Lago de los Tres“ verkürzen wir, da am Mittag wieder schlechteres Wetter prognostiziert ist. Heute soll auch der bessere Tag der schlechten dieser Woche sein. Die Wanderung führt bergan durch Südbuchen-Wälder. Im Tal des Rio de las Vueltas sind die Überschwemmungen, verursacht vom Starkregen des Vortags, sichtbar. Auf dem Mirador Fitz Roy geniessen wir den Anblick auf die Granitwände der Fitz Roy Gruppe. An der Laguna Capri werfen wir einen letzten Blick auf diese herrlichen Berge und „die Geschichten ihrer Namensgebung“.
Gobernador Gregores
Auf der Ruta 40 fahren wir bei heftigem Gegenwind auf der Schotterpiste nach Gobernador Gregores. Die Motorräder hängen quer in der Landschaft. Unser Camp ist sehr familiär. Da spielen am Nachmittag Jugendliche im Alter zwischen 4 – 12 Jahren. Wir treffen Anette und Andreas. Spontan brutzelt Javier eine Lammschulter, Chorizzos und Bife auf der Parilla.
Über Bajo Caracoles an den Lago Posado
Die Ruta National 40 nach Bajo Caracoles ist sehr gut ausgebaut. Die RN 40 ist 5216 km lang. Sie startet in Rio Gallegos, durchquert 11 Provinzen, 17 Nationalpärke und endet in La Quiaca (Prov. Jujuy). Da wir 50 Liter Diesel im Zusatztank haben, verzichten wir auf den Nachschub an der originellen Tanksäule. Wir verlassen die Ruta 40 und folgen für die nächsten 140 km einer Schotterpiste mit viel Ripio (Wellblech). Nur zwei Fahrzeugen sind wir begegnet. Da ist es Match entscheidend, dass der Landy die Strapazen durchhält, was er ohne Macken meistert. Morgen stehen weitere 160 km Ripio und Schotterpiste an. Total 300 km mit reduziertem Reifendruck und 30 – 40 km pro Stunde… Das Tagesziel ist ein einsames Freecamp am Lago Posado.
Paso Roballo
Weiter geht’s auf der Ruta41 / X-83 durch abgelegene Hochtäler mit wunderbaren Weitblicken und fantastischen Felsformationen.Einsamkeit pur.
Am Paso Roballo, 648 m hoch, der die Carretera Austral (Chile) mit der Ruta 40 (Argerntinien) verbindet, wird die Grenze noch mit dem Pferd kongtrolliert. Der einsame argentinische Grenzposten ist nooch nicht im digitalen Zeitalter angekommen. Die PC’s sind vermutlich aus dem DOS- und Floppy-Disc-Zeitalter und die Funkgeräte von Autophon aus den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Aber die Zöllner sind freundlich und haben Freude an jedem Overlander, der ihre Grenzstation benützt. Auch bei der Einreise nach Chile geht es sehr gemütlich zu und Her. Auch hier ist das IT-Zeitalter nicht weiter fortgeschritten. Nach der Grenze fahren wir durch das Valle Chabuco in dem der PN Patagonia liegt. Douglas Tompkins, der Gründer der Marke North Face hatte die Vision, archaische Landschaften in Patagonien aufzukaufen und einen Nationalpark zu gründen. Er schenkte das Land dem Chilenischen Volk und seinen Bewohnern der Region, mit der Auflage: Natur pur soll es bleiben.
Wir zweigen auf die Carretera Austral (RN 7) nach Cochrane ab. Die RN 7 ist 1240 km lang und beginnt in Puerto Montt und führt südwärts bis nach Villa O’Higgins.
Cochrane
Auf dem Camp Aquasol treffen wir Andreas und Anette wieder. Campfire, „schöne Ferien und Gemütlichkeit ist angesagt.
Hier haben wir auch Christian und Laurentia mit Landy-Freunden aus Villa Constituctión (ARG) und Buenos Aires getroffen. Ihr Td5 hat bereits 330’000 km auf der Clock.
Lago Brown
Die Gravelpiste X-901 (64 km) führt am Lago Esmeralda vorbei in das Hochtal in dem der Lago Brown liegt. Gegen Abend kommt eine feuchte Luftmasse ins Tal und die Lenticularis zerfallen. In der Nacht und am Morgen regnet es. Auf dem Rückweg werfe ich die Angel aus im Rio Salto. Beim zweiten Wurf, zack ein Biss. Die 50 cm grosse Forelle konnte dem Löffel nicht widerstehen. Den Löffel hatte mir vor zwei Tagen ein Angler-Compagñero als Geste des Trostes geschenkt. Meine Füsse waren plötzlich höher als mein Rücken. Ich knallte auf die nassen Steine im Fluss. Hosen und Hemd waren pflotschnass. Mit Gloggs auf glitschigen Steinen lässt es sich schlecht angeln.
Los Ñadis
Wir fahren Richtung Caleta Tortel auf der Carretera Austral. Nach 60 km Schotterpiste und Überquerung einer Hängebrücke für maximal 5 Tonnen schwere Fahrzeuge errechen wir die Estanzia Rio Ñadis. Wir treffen lorena, die Tochter von Lilli, bei der Hufpflege. Die Beisszange stutzt die Hufe und mit der Holzfeile erfolt die Huf-Pedicure. Hier im südlichen Patagonien beschlagen die jungen Frauen ihre Pferde selbst. René, der Gaucho der Estanzia sattelt sein Pferd für den abendlichen Viehtrieb. Mir Judith und Sämi aus der Innerschweiz kochem wir gemeinsam Spaghetti und verbringen den Abend mit Reiseinfos am Campfire.
Lilli aus dem Allgäu hat mit ihrem Partner Rosendo hier in los Ñadis 1996 ein Paradies aufgebaut. Der Campo umfasst 500 ha. Alles Baumaterial, jeder Nagel und die ganze Infrastruktue mussten von Cochrane über 60 km Schotterpiste hergeschafft werden.
Im Rio Baker Tal gilt immer noch der Grundsatz: „Wer sich beeilt, verliert nur Zeit.
Einige Jahre sind vergangen. Mit dem Projakt Hydro Aysen hätten 5 Staudämme gebaut werden sollen und das Tal 20 Meter hoch geflutet werden. Korrupte Politiker und skrupellose Energiekonzerne mit gefälschten Expertisen wollten den südlichen Teil Patagoniens fluten. Nutzniesser von Hydro Aysen wären gewesen: ENDESA (Spanien), ENEL (Italien), XSTRATA (Schweiz) und Origin Energy (Australien).
Die 4000 Bewohner der Region, auch Lillis Familie, wehrten sich. Es entbranntw ein landesweiter Protest.
Douglas Tompkins, der damalige Besitzeer der Outdoos-Marke „North Face“, engagierte sich ebenfalls gegen das Projekt. Douglas Tompkins, Philantropist & Ecologist, kaufte mit seinem Vermögen Ländereien zusammen, um die Territorien vor Spekulation zu schützen. Er gründete den Parque National Patagonia und schenkte die Ländereien dem Chilenischen Volk, resp. dem Staat, mit der Auflage, dass weitere Gebiete unter Schutz gestellt werden.
Zurück zur Estanzia Rio Ñadis: Das Holz für den Herd im Refugio musste ich zuerst eigenhändig mit der Axt spalten. Die grosse Pfanne fürs Duschwasser wurde auf dem Holzherd erhitzt. Das Feuer verbreitet eine wohlige Wärme und Rauch, wie ich es in meiner Kindheit bei meinen Grosseltern in Schaffhausen erleben durfte.
Den Kübel mit dem warmen Wasser hochziehen und jetzt kann geduscht werden. Ein super Gefühl, Improvisationskunst und Eigenleistung! Welten besser ais in der Badewanne mit den goldenen Wasserhähnen im Towerhotel in Dubai. Das ist Camperleben im chilenischen Outback.
Die Schafe werden vom Veterinär geimpft. Gaucho René sägt pfähle für die Weidezäune zu. Er ist ein zufriedener, arbeitsamer und fröhlicher Mensch. Das karge Leben im südlichen Patagonien hat die Gauchos und die Besitzer der Estanzien geprägt – und sie prägen den Lebensraum hier.
Wir sind sehr dankbar, in ihr Leben Einblick zu haben und daran teilnehmen zu dürfen.
Wir wandern bei Sonnenschein den Rio Baker abwärts durch Wälder mit Südbuchen und über Schafweiden.
Zwischendurch kommt auch die Fischrute zum Einsatz doch keine Forelle will anbeissen. Ziel unserer Wanderung ist der Salton Rio Baker 10 KM Fluss abwärts. Am Wasserfall stranden im März kapitale Lachse, wenn ihre Sprünge nicht hoch genug sind.
In die Felswand hoch über dem Fluss wurde, lange bevor die Carretera Austral in den 1980er Jahren bis nach Villa O’Higgins realisiert war, ein Pfad geschlagen und so der Transport von Waren und Tieren durch das unwegsame Gebiet ermöglicht.
Auf dem Rückweg haben wir schlichtweg vergessen zu fotografieren, Es regnete in Strömen und das Wasser füllte unsere Wanderschuhe. Zum Glück waren wir in Shorts unterwegs, so blieben die stoffigen Beinkleider (Schweizerdeutsch: Hosenbeine) trocken…
Regelmässig hat der Landy ein paar Streicheleinheiten zu gut. Rolf liegt unter den Landy und schmiert die Kardanwellen ab. Gleichzeitig ist es die Gelegenheit zu kontrollieren, ob kein Öl aus den Stossdämpfern oder den Homokineten tropft und sämtliche Schrauben und Muttern fest angezogen sind. Eine Routine auf Weltreise. Nach getaner Arbeit und einer warmen Kübeldusche geht unsere Reise weiter.
Caleta Tortel
Unser Ziel ist Caleta Tortel, das „Venedig Chiles“ ganz im Süden der Carretera Austral. Wir erreichen das Dorf im Mündungsgebiet des Rio Baker nach 100 km Schotter- und Wellblechpiste. Ins Dorf führt keine Strasse. Es kann nur über Holzstege erreicht werden und einige alte Häuser stehen auf Holzpfählen. Während der Hinfahrt setzt „Landregen“ ein. Die Wolken hängen tief. Da der Rio Baker innerhalb von zwei Stunden deutlich gestiegen ist, haben wir unser Freecamp am Fluss in höhere Gefielde verlegt. Anhaltender Regen während der Nacht und keine besseren Aussichten sind für die nächsten Tage in der Region prognostiziert. Wir verlassen Caleta Tortel wieder, das in den „Backjards“ wie Hüttendörfer in Südostasien aussieht. Bäche stürzen von den Felsen herab. Südbuchenwälder und Pfützenripio pflastern den Rückweg nach Cochrane.
Rio Baker
Nach dem Zwischenstopp in Cochrane setzen wir unsere Fahrt auf der Carretera Ausgtral dem Rio Baker entlang fort. Am Saltos del Baker stürzt der Rio in wilden Strudeln über eine Steilstufe. Am Zusammenfluss mit dem Rio Nef ist ein eindrückliches Farbenspiel ersichtlich. Der graue Rio Nef führt Schmelzwasser und Sedimente mit sich. Der stahlblaue Rio Baker stammt aus dem Lago Bertrand. Vom Zusammenfluss weg ist der Rio Baker grau und trübe. Oberhalb des Wasserfalls ist er stahlblau, wie ich es noch nie gesehen habe. Auf einer Flussstrecke von 12 km entstanden jüngst fünf Fishing Lodges. Gutbetuchte Fliegenfischer buchen für teures Geld eine Woche Fischen mit Guide. Die Guides rudern die Gummiboote gegenstrom, so dass die Angler das nahe Ufer abfischen können. Vom Rio Baker habe ich, dank Combo’s Hinweis, im Buch „Fifty places to Fly Fish before you die“ gelesen.
Es war nicht leicht, an den Fluss zu gelangen, da alle Grundstücke eingezäunt sind. Wir haben einen traumhaften Platz gefunden. Ein steiler, mit Wurzelwerk durchsetzter Waldweg führt zu einer kleinen Lichtung direkt am Baker. Platz für zwei Fahrzeuge mit Allrad. Wir treffen Chrigel und Doris vom Rheintal.
Der Nachmittag ist nicht von Fischerfolg gekrönt. Margrit kocht Spaghetti con Avodado. Mit der richtigen Taktik und einem verlockenden Köder konnte am nächsten Morgen die über einen halben Meter lange Regenbogenforelle nicht widerstehen. Auch Chrigel hat mit „Lebendköder“ einen stattlichen Fang gelandet.
Mit Untersetzung und Diff.-Sperre fahren wir dann wieder zur Carretera Austral hoch.
Puerto Rio Tranquilo
Die Carretera Austral führt am Lago Bertrand vorbei zum Lago General Carrera (Chile) oder Lago Buenos Aires (Argentinien).
In Puerto Tranquilo buchen wir die Bootsfahrt zu den Marble Chapels. Auf ruppigem See fährt der Skipper mit 40 km/h über die Wellenberge. Resultat: Wir werden pflotschnass. Aber was nehmen wir nicht alles in Kauf, um die farbenprächtigen Marmorhöhlen zu sehen. Die Wasserreflexionen führen zu der Türkisfarbe an den Gewölben. Sie entstanden während rund 3 Millionen Jahren. Auf dem Camp am Dorfrand übernachten wir.
Durch den Urwald zum Glaciar Exploradores
An der Laguna Tranquilo gönnen wir uns einen gemütlichen Tag mit Campfire und Lunganeza grillieren.
Anderntags fahren wir weiter auf der X-728 Richtung Nordende des Patagonischen Eisfeldes. Der Forscher Grosse entdeckte das Valle Exploradores in den 1930er Jahren. Das Tal ist eines der vielfältigsten und beeindruckendsten Täler entlang der Carretera Austral.
Sturzbäche, Hängegletscher und ein tosender Rio Exploradores prägen das Tal.
Unsere Wanderung führt uns durch den zauberhaften Regenwald mit Riesenfarnen, Placken und Schlingpflanzen. Dann öffnet sich der Blick zum riesigen Gletschen und seinen Moränen.
Von Rio Tranquilo nach Coyhaique
Wir fahren dem Rio Murta entlang richtung PN Cerro Castillo. Bei Doña Dora, die einen idyllischen Campground pflegt, übernachten wir. Bald führt die Schotterpiste an sumpfigen Lagunen und Moorlandschaften vorbei.
Vom Rio Ibáñez aus sehen wir den mächtigen Cerro Castillo (2313 m) mit seinen Hängegletschern vor uns. Unter einem Felsvorsprung haben sich Felszeichnungen der Ureinwohner, die vor 3000 bis 5000 Jahren hier lebten, erhalten. Die Passstrasse führt auf 1100 m hinauf. Die farbigen Berge sind Überresten von Lava und Vulkanasche. Das Tal des Rio Simpson hinter der Gebirgskette ist trockene Steppe. In El Blanco übernachten wir auf dem Camp Las Confluencias.
Aysén
Auf dem Alto Baguales am Nachmittag ein letzter Blick auf Coyhaique, die Provinzhauptstadt von Aysén. Der Name Aysén stammt aus der Sprache der Mapuche, einem indigenen Volk Chiles und bedeutet „fliessendes Wasser“. Wir folgen auf der Ruta 240 dem Rio Simpson. Das Tal ist eng, die bewaldeten Bergflanken steil. Jährlich fallen 2647 mm Niederschlag, was zu üppiger Vegetation führt.
Unser Ziel ist der Camping „Las Torres del Simpson“, ein Fischercamp.
Nacho, der quirlige Besitzer, führt uns in die Kunst der Mate-Zubereitung und der Mate-Gastfreundschaft“ ein.
Das Strassenbild in Uruguay ist geprägt von Menschen mit Thermoskannen unter dem Arm und der Calabaza in der Hand. In Argentinien ist es das Ledergefäss, die Matera, welche Yerba, Bombilla (Metallröhrchen mit Sieb), Thermoskrug und das Kürbisgefäss enthält. In diesen beiden Ländern wird bei allen erdenklichen Gelegenheiten und Orten an der Bombilla geschlürft.
Nicht so im patagonischen Chile! Hier wird noch die Tradition der Gauchos gepflegt. Nur zu zwei Tageszeiten wird Mate getrunken: nach dem Aufstehen und abends in der geselligen Runde nach dem Tagwerk. Der kleine Wasserkessel sei sehr wichtig für die richtige Temperatur des Wasserrs, Bei 30° etwas Wasser über einen Teil des Yerbas giessen, aufsaugen und ausspucken und wiederholen.So wird die Bitterkeit des Aufgusses reduziert. Dann das Wasser auf ca. 75° erwärmen und die Calabasse füllen. Anschliessend folgt das Trinkritual im Freundeskreis. Das zu erklären, würde hier zu weit führen.
Am Freitag regnet es den ganzen Tag – die 2647 mm Niederschlag müssen ja irgendwann runter. Die Forellen haben keine Lust auf Anglerlöffel. Sie sind wohl am Mate-Trinken und lassen sich nicht stören…
Glücklicherweise hat Rolf in Coyhaique ein ganzes Rinderfilet gekauft – 1,4 kg für 21’000 Peso (rund Fr. 15.-/kg). Der Salat von Nacho (Camp-Chef) und Tomaten von der Plancha passen ausgezeichnet dazu.
Las Toninas
Wir verlassen den Rio Simpson und fahren auf der X-500 an die Carretera Austral zurück und überqueren den Rio Mañiguales. IMposante Gipfel und Hängegletscher sind eindrückliche Kulissen an der Strecke nordwärts. Die Trollstiege in Norwegen ist ein Sonntagsspaziergang im Vergleich zur Pass-Schotter-Ripio-Strasse mit ihren Spitzkehren bei einer gefühlten Neigung von 20%. Parkeintritt zum Ventosquero Colgante (Hängegletscher) hätten wir online buchen müssen, um die limitierten Tikets erstehen zu können. Henusodenn (seis drum). So geniessen wir den Blick vom Campground über den Fjord früher als geplant.
El Amarillo
Am Morgen fahren wir in das Pionierdorf Puerto Puyuhuapi. Da trifft Neu auf Alt. Das Dorf wurde von vier sudetendeutschen Junggesellen im Rahmen der staatlichen Landvergabe in den 1930er Jahren gegründet. Brauerei, Käserei, Teppichmanufaktur und eine Handelsgesellschaft entstanden durch die Initiative der Gründer. Strassenbezeichnungen „Otto Übel“ und „Walter Hopperdietzel“ erinnern an die Unternehmer.
Abfalltrennkost wird mit originellen Künstlerinstallationen schmackhaft gemacht. Der Baustil der Häuser lässt die Herkunft nicht verleugnen.
Welche Wohltat für die Reifen und des Fahrers Gelassenheit – wieder mal Asphaltstrasse. Ein Freecamp am Rio Frio ist nicht möglich: alles eingezäunt.
Wir stehen vor dem Parque Pumalín. Seit gestern Nacht regnet es stark, was nicht verwunderlich ist an derr patagonischen Pazifikküster. Heute ist „Hüttentag“ angesagt.