Canning Stock Route (Mai 2024)

Die Canning Stock Route (CSR)

Unsere Reise von Westaustralien (Perth) nach Northern Territory (Darwin)

Wiluna, CSR, Talawana Track, Gary Hwy, Gary Junction Rd.

Weshalb ist die CSR auf unserer „bucketlist“?

Weil es sie gibt, die CSR, und wir das Abenteuer lieben. Es handelt sich um eine der abgelegensten und schwierigsten Offroad-Strecken in Australien und wahrscheinlich der Welt. Sie wird auch als „The last frontier“ oder die „Eiger-Nordwand“ für Offroad-Fahrer bezeichnet. Die Route erstreckt sich von Wiluna bis Halls Creek über etwa 1.850 Kilometer durch die sandigen Halbwüsten mit über 900 Dünen und führt durch Little Sandy Desert, West Gibson Desert und Great Desert im Westen Australiens.

Die Canning Stock Route ist nicht nur ein historisches Relikt, sondern auch ein beeindruckendes Abenteuer, das die Wildheit und Schönheit des australischen Outback widerspiegelt. Dies sind atemberaubende Landschaften, von Dünen, Salzwasserfurten, Salzseen, Lehmpfannen bis hin zu felsigen Schluchten und grünen Oasen. Die heftigen Corrugations (Wellblechpisten) zerlegen oft die Fahrzeuge in ihre Einzelteile. Davon zeugen Zahlreiche Fahrzeug- und Trailer-Wracks. Zahlreiche Stätten entlang der Route sind von kultureller Bedeutung für die Aboriginal People und sind reich an Geschichte und Kultur und bieten einen tiefen Einblick in die indigene Verbindung zur Landschaft. Im Durba Valley gibt es Felsmalereien, die teilweise über 40’000 Jahre alt und immer noch in ausgezeichnetem Zustand sind. Das Durba Valley ist heute nicht mehr zugänglich und Sperrzone.

Entstehung der CSR

Alfred Canning war ein australischer Entdecker und Bauingenieur und baute Anfangs des letzten Jahrhunderts die wichtigste Versorgungsroute für Viehtrieb in der Wüste Westaustraliens zwischen den Weidegebieten der Kimberley-Region im Norden und den Goldgräberstädten im Süden.

Canning und sein Team, bestehend aus 30 Mann, darunter Geologen, Vermesser und Aborigines-Führer, unternahmen 1906-1907 eine schwierige Expedition, um die Route zu kartieren und geeignete Wasserstellen zu identifizieren. Die First Natives, Aborigines, leben – und überleben – seit rund 60’000 Jahren in diesen Wüsten und Steppen. Sie haben das Wissen und die Methoden, um hier Wasser zu finden. Deshalb war Canning auf die Aborigines angewiesen! Canning benötigte vier Jahre, um die 1200 Km lange Strecke zu erschliessen.

Er baute wischen 1908 und 1910 entlang der Route durch die Wüsten 51 Brunnen, um die Wasserversorgung sicherzustellen Der Abstand von 20-30 Kilometer entsprach den Tagesetappen der Viehherden. Dies war entscheidend für das Überleben der Rinder und der Treiber in dieser extremen trockenen Region.

Durch die Entstehung anderer Transportmittel wie Eisenbahn und Strassen wurde die CSR nicht mehr benutzt und die Brunnen zerfielen und versandeten. Der letzte Viehtrieb erreichte Wiluna 1958. Heute sind viele der Brunnen restauriert und zugänglich. Jeder Brunnen erzählt eine eigene Geschichte und bietet Einblicke in die Herausforderungen der damaligen Viehtransporte.

Wie wir unterwegs sind

Diese Route ist mit mindesten zwei Fahrzeugen zu befahren. Auf den 1800 Km der CSR, zwiechen Wiluna und Halls Creek, gibt es keinen, oder nur einen äusserst kostspieligen Pannen- oder Abschleppdienst ($ 10’000 – $ 20’000). Die Offroader müssen sich selbst helfen. Medizinische Hilfe, eine Sanitätsstation, ist nur in der Community Kunawarritji in 985 Km nach dem Start in Wiluna verfügbar. Oder der Royal Flying Doctor Service landet auf der Gravelpiste in der Umgebung von Kunawarritji.

Roli, der Tourguide, hat ein Iridium-Satelitten-Telefon dabei. Auf unseren anspruchsvollen Reisen habe ich ein „Garmin inReach Explorer+“ dabei. Das Gerät zeichnet alle 10 Min. meine Position und die Route auf (vgl. Karte oben). Mit dem SOS-Alarmknopf wird das Signal über Satelliten in die USA zur Alarmzentrale übermittelt. Von dort wird die Rettungsaktion organisiert.

Wir waren mit fünf Mietfahrzeugen und einem privaten Landcruiser unterwegs. Die Crews: Roli, Rolf & Carmen, Thomas & Alexandra, Thorsten, Hendrik & Barbara, Margrit & ich. Die Fahrzeuge waren nicht versichert und die Canning Stock Route verboten gemäss Mietvertrag zu befahren…. Wir nahmen das Risiko in Kauf, hatten aber nur ein Reserverad pro Fahrzeug und fuhren entsprechend umsichtig. Dringend empfohlen sind zwei Reserveräder. Zudem hatten wir pro Fahrzeug zusätzlich 4-6 Reservekanister Diesel und rund 100 Liter Trinkwasser. Das sollte reichen bis zur Community Kunawarritji in 985 Km, wo bei den Aborigines Diesel getankt werden kann. Die Lebensmittel sollen für drei Wochen reichen. Die Bedenken, ob der Reservereifen, Diesel- und Wasservorrat auch für weite Umwege reichen, welche durch Pannen und allfällige medizinische Probleme auf uns zukommen könnten, sind immer in unseren Hirnwindungen präsent…..

Anreise zur CSR

Am 30. April landen wir in Perth. Mit dem Taxi fahren wir nach Guildford WA ins Hotel Crown & Rose. Die beiden folgenden Tage fahren wir mit dem Zug nach Perth und Fremantle zur Stadtbesichtigung. Vieles kam uns sehr vertraut vor, haben wir doch von hier im Oktober 2019 unseren Landy im Container zurück in die Schweiz verschifft.

3. Mai / Guildford

Nun sind beinahe alle Reiseteilnehmer eingetroffen. Roli, informiert über die nächsten Tage. Bei der Fahrzeugvermietung die Autos holen, Esswaren einkaufen bei Woolworth, Kanister beschaffen und in der Metzgerei vom Italiener Grillgut kaufen. Während der „happy hour“ gibts Country Music und Campfire im Garten des Hotels.

4. Mai. / 457 Km; Goldfields Woodlands CP

S 31°06`34″ / O 120°39`26″

Über den High Way 96 fahren wir Richtung Kalgoorlie. Die Landschaft ist geprägt durch Busch und Farmland. Kurzer Halt am Food Truck um einen Cappuccino zu trinken. An der nächsten Tankstelle gibts keinen Diesel und alles ist geschlossen. Der Tag neigt sich langsam zu Ende. Über eine Gravelroad fahren wir ein paar Kilometer einer Wasserleitung entlang und weiter in den Busch für das Nachtlager. Campfire, T- Bone Steak und Salat runden den Tag ab.

5. Mai. / 350 Km; Leonora

S 28°53’08“ / O 121°19’40“

In Kalgoorlie genehmigen wir uns ein deftiges Frühstück. Es ist Sonntag und das Café gut besucht. Anschliessend besichtigen wir den „Super Pit“, die grösste Goldmine, in der Region. Weiter geht die Fahrt über die pfeilgerade Landstrasse nach Leonora. Roadtrains donnern entgegen. Zahlreiche kleinere Goldminen sind verstreut in der Landschaft. Kurz vor dem Einnachten ziehen wir das Dachzelt Drache hoch und gehen anschliessend ins asiatische Restaurant. Den Abend lassen wir bei besten Geschichten der australischen Goldsucher am Campfire ausklingen. Sie feiern „happy hour“ von 16 Uhr bis 21 Uhr. Entsprechend wachsen die Nuggets und leeren Bierdosen…. Blitz und Donner der ersten Wärmegewitter bringen heftigen Regen. Wie es wohl im Norden der Canning Stock Route aussieht? Vor ein paar Wochen überschwemmte es grosse Gebiete im Northern Territory. Auf den Highways hatte es Furten mit 30-50 cm.

6. Mai. / 137 Km; Leinster

S 27°55’12“ / O 128°41’51“
23° C / 6/8 bewölkt.

Auf dem Campground stossen noch Hendrik und Barbara mit ihrem Landcruiser Troopy und Rolf und Carmen mit Mietfahrzeug zu uns. Sie sind schon ein paar Wochen vorher angereist. In Leinster füllen wir dir Vorräte und Dieselkanister auf. Das kleine Minenstädtchen hat eine sehr gute Infrastruktur.

7. Mai. / 240 Km seit Leinster / seit Wiluna 70 Km zum Camp 1 / Well 2 A

S 26°0’3″ / O120°19’23“
21° C / 0/8 bewölkt, dh. wolkenlos und sonnig!

Wiluna hatte 1930er Jahre, der Blütezeit der Goldgräber, zwölf Taxis, fünf Sportplätze, drei Schwimmbecken, fünf Zahnärzte, vier Hotels und Bahnanschluss. Das Weeloona Hotel behauptete, die längste Bar der Welt zu haben. Nach der Schliessung der Mine 1947 sank die Bevölkerungszahl auf rund 1000; heute zählt das Dorf noch rund 100 Einwohner.

In Wiluna nochmals volltanken. Wir melden und auf der Polizeistation ab und informieren, dass wir die Canning Stock Route befahren. Kurz nach Wiluna ist das Well 1 (Well, engl. = Ziehbrunnen). Zu Beginn ist die Piste Gravel-Road. Der Track führt durch Spinifex-Gras und Büsche. Ausgewaschene Wege mit tiefen Furchen gilt es zu umfahren. Tiefsandpassagen und Schotter wechseln sich ab. Wir sind mit 15-25 Km/h unterwegs. Getriebe im Low Range und 2. bis 3. Gang ist eingelegt. Nach nur 60 Km hat der Landcruiser den ersten platten Reifen. Die Seitenwand ist aufgeschlitzt. Radwechsel; auch das Ersatzrad ist nicht so prickelnd….. Einen zweiten Reifen als Reserve fehlt. Das fängt ja gut an, bemerkt Roli der Tourguide am Funk. Nach 77 Km seit Wiluna schlagen wir das Nachtlager am Well 2 A auf. Canning liess jeweils in 3 Teams arbeiten. Das erste Team grub das Loch zur Wasserstelle. Die beiden andern Teams errichteten jeweils die Ziehbrunnen und waren nahe beisammen in Falle einer Notlage. Die Explorer führten Schafe und Ziegen mit, damit sie Frischfleisch und Milch hatten. Beim Well 2 wurden 25 Ziegen von Dingos (Wolfshunde ähnlich) gerissen.

8. Mai. / 133 Km bis Camp 2 / Well 4 A / 208 Km seit Wiluna

S 25°28’19“ / O 120°54′ 05″
28°C / sonnig.

Wir stehen um 5:45 Uhr auf. Die Morgendämmerung und der Sonnenaufgang um 6:32 Uhr sind prächtig. Die Temperatur von 13° ist aber gewöhnungsdürftig. Frühstücken, Dachzelt verpacken und um 8 Uhr fahren wir weiter. Wir starten täglich um 08:00 Uhr und fahren bis ca. 17:00 Uhr, kurz vor Sonnenuntergang. Eine Stunde Mittagspause ist Luxus, meistens sind die Pausen kürzer. Wir fahren zum Well 3 und Well 3A. Felsige Abschnitte wechselten sich mit Wellblech und tiefen, ausgewaschenen Gräben ab. Wir fahren dem Frere Range Gebirgszug entlang. Hier wachsen die Red Mulgas. Deren Holz ist äusserst hart und wurde als Zaunpfähle verwendet. Sie sind eine der seltensten Baumarten Australiens. Tiefe Auswaschungen, Sandpiste, Wellblech; das volle Offroad Programm. Mittagsrast an Well 4 A.

Well 4 ist nicht erreichbar und verboten anzufahren. Hier blieben zu viele Fahrzeuge stecken und gerieten in Not, da der feuchte, sandige Untergrund tückisch zu befahren ist. Die Windich Springs erreichen wir kurz nach 17 Uhr und hier nächtigen wir. Die Quelle wurde schon im Mai 1874 von John Forrest, also schon vor Cannings Expedition 1907 auf seinen Reisen entdeckt. Die Quelle versandete 1965, als im Zyklon „Joan“ 500 Liter / m2 Wasser niederprasselte.

Uns bleibt nicht mehr viel Zeit zum Kochen und Essen, da Sonnenuntergang um 18:30 Uhr ist. In der gemütlichen Runde am Lagerfeuer mit einem Schlummertrunk lassen wir den Tag ausklingen. Um 21 Uhr ziehen wir den Schlafsack über die Ohren.

9. Mai / 123 Km bis Camp 3 / Well 10 / 335 seit Wiluna

S 24°49’34“ / O 121°40’24“
28° C / sonnig.

Auch heute weist unsere Route Wellblech (Corrugations), tiefe Furchen (washouts) und tiefsandige Abschnitte (bulldust and sandy patches) auf. Wir wühlen uns durch die Little Sandy Desert. Zudem kraxeln wir etliche Dünen rauf und runter. Der Bewuchs ist Red Mulgas, Akazien, Eukalyptus und Spinifex. Wir sammeln Holz und fällen kleine Bäume, um im Gusseisentopf Brot zu backen. Die Rezeptur für Bushbread ist auf 500 gr. Mehl eine Büchse Bier inkl. Hefe und Salz.

Am Well 5, der mit 27 Meter tiefste Brunnen überhaupt. Der dazugehörige Wassertank errichtete die Armee 1942. Im Februar 1942 wurde die Hafenstadt Darwin im Norden von den Japanern bombardiert. Sie hatten genaue Kenntnis von Nordaustralien. Die australische Regierung beauftragte zwischen den beiden Weltkriegen japanische Landvermesser das Gebiet zu kartieren Da war die Canning Stock Route „Rückzugslinie“, falls die Japaner einmarschieren würden. Im Jahre 2004 wurde die Seilwinde, mit welcher der Wasserkübel hochgekurbelt wird, restauriert.

Das Land hier gehört einigen Farmen. Die Piste darf nicht verlassen werden. Das wäre auch sehr mühsam durch hohes Gras und Buschwerk einen Fahrspur anzulegen. Lästige Fliegenschwärme bestätigen, dass hier ab und zu Vieh weidet. Wie ist der „Gruss der Outback Australier“? Heftiges Winken vor dem Schlapphut und dem Gesicht – um die Fliegen zu vertreiben.

Well 6 heisst auch Pierre Spring, nach dem Namen des Aborigines Tommy Pierre benannt, der 1874 John Forrest begleitete. Der Brunnen ist 4 Meter tief und wurde 1991 renoviert. Da reichlich Grundwasser vorhanden ist, wachsen zahlreiche Eukalyptusbäume.

Nach dem Well 7 ist das Weiterkommen auf der Canning Stock Route nicht mehr möglich. Wir fahren über Station Land (Farmgelände). Nur meterhohes Gras und Spinifex. Keine Fahrspur ist ersichtlich. Wir sind vermutlich der erste Trupp, der nach der monatelangen Regenzeit auf der CSR unterwegs ist.

Am Brunnen 8 angelangt klauben wir das Gras unter dem Fahrzeug hervor. Am Kühlergrill, Unterfahrschutz, der Kardanwelle und der Auspuffhalterung hat sich das Gras festgehackt. Die Australier sprechen von Eagle Nests (Adlernester).

Am Brunnen 9 fand ein historisches Ereignis statt. 1874 führte John Forrest die erste erfolgreiche Expedition vom Geraldton an der Westküste nach Südaustralien durch. Sie dauerte fünf Monate. Hier am Well 9 griffen 40 bis 60 Aborigines Forrest und seine Mannen an. Die Aborigines erzählen die Geschichte andersrum. Jedenfalls errichte Forrest einen Steinwall, um sich von den Angreifern zu schützen.

Am Well 10 schlugen wir unser Camp auf. Am Lagerfeuer grillierten wir Steaks und Würste.

1929 errichtete Snell eine Windmühle als Wasserpumpe. Normalerweise wurde ein 200 Liter Canvas-Sack (Segeltuch) durch ein Seil über Pullys (Galgen mit Rollen) durch Kamele hochgezogen. Die Drovers (Viehtreiber) kippten den Sack in Blechrinnen, die als Viehtränke dienten.

10. Mai / 112 Km bis Camp 4 / Well 15 / 452 Km seit Wiluna

S 24°17’61“ / O 122° 01’29“
30° C / sonnig

Vor der Abfahrt versucht Roli vergeblich den Reifen des Landcruiser zu flicken. Vergeblich, da der Ast die Seitenwand des Reifen aufgeschlitzt hat. An den Reifen unserer Fahrzeuge reduzieren wir den Luftdruck, da höhere Dünen angefahren werden. Zudem ist es ab und zu erforderlich, das Differential an der Hinterachse zu sperren um bessere Traktion zu haben.

Weiter auf der CSR-Piste. Der tiefe Luftdruck im Reifen fordert von uns seinen Zoll, wenn übersteuert wird. Sand gelangt zwischen die Felgen und den Reifen. Problemlösung: Obere Reifenwand von der Felge drücken. Mit Seifenwasser die Ränder der Felge und Pneu reinigen. Bremsreiniger in den Hohlraum sprühen. Anzünden, Kopf weg, Wooommm und der Reifen ist wieder auf der Felge. Aufpumpen, Montieren und weiter geht die Fahrt.

Von Wiluna bis zu Well 11 konnte Canning seine Ausrüstung und Proviant auf Planwagen, die Kamele zogen, transportieren. Von hier über die Dünen bis Bililuna im Norden waren die Kamele die „Lastenesel“. Hier haben wir den Reifendruck auf 25 PSI abgelassen. Das vergrössert die Auflagefläche und verhindert eher, dass unsere Reifen bogged (im Sand eingegraben) werden.

Wir fuhren dem Lake Aerodrome entlang. Als Snell 1929 Reparaturarbeiten an den Brunnen vornahm, wurde er von der Regierung beauftragt, eine geeignete Landefläche für Flugzeuge zu suchen. Ob damals der Salzsee als Landepiste genutzt wurde, ist mir nicht bekannt. Heute landen allenfalls die „Flying Doctors“ bei Notfällen auf der Salzkruste.

1980 wollten Soldaten der australischen Armee mit ihren Land Rovern und schwereren Geräten den Weg abkürzen und versuchten den Salzsee zu überqueren. Die anschliessende mühevolle Bergung dauerte zehn Tage…..

Zwischen Well 13 und Well 14 stiessen wir auf einen Land Rover Serie II (Baujahr 1960er, V6 Benziner). Vermutlich brannte das Spinifex-Gras unter dem Landy.

Ich bemerkte einen Kleber am Landy „75 years of Land Rovers Trans -Australia“. Der machte mich neugierig; mal google fragen. Hier die Antwort. Am 30 April 1948 wurde der erste Land Rover Serie I an der Amsterdamer Motor Show präsentiert und war ein Riesenerfolg. Bis Ende 1948 liefen 2000 Landys für 540 £ vom Band, das meiste in Handarbeit. 2015 liefen wöchentlich 105 Land Rover Defender vom Band. 200 Mitarbeiter fertigten sie. Automobil Ikonen werden halt in kleinen Stückzahlen produziert. Von 1948 bis 26. Januar 2016 wurden mehr als 2’000’000 Series und Defender Geländewagen produziert, von denen weltweit noch rund 75 % auf der Strasse oder dem Acker unterwegs sein sollen. Aluminiumcarrosserien rosten nicht….

Steve Marshall, ein Navy Veteran organisierte 2023 die Trans-Australien Expedition. Zehn alte Armee-Land Rover (Perenties) fuhren in 23 Tagen 6.000 Kilometer auf rauen Pisten und Nebenstraßen von Brisbane an die Westküste Australiens. Sie befuhren mehr als 1.100 Dünen in der Simpson Desert und den berühmten Gunbarrel Highway in der Gibson Desert in WA.

Ziel der Trans-Australien-Expedition war, diesen treuen Nachkriegsfahrzeugen und ihren Nutzern wie der australischen Armee, Len Beadell (von ihm weiter unten) – dem großen australischen Landvermesser -, Brüdern Wilks, Entwickler der Land Rover sowie den australischen Friedens- und Katastrophenhilfsdiensten ein Denkmal zu setzen.

Beim Well 15 errichten wir unser Nachtlager kurz vor Sonnenuntergang. Durch eine anstrengende Fahrt von rund 9 Stunden, mit kurzer Mittagspause schaffen wir 112 Km.

11. Mai / 113 Km bis Camp 15 / Well 18 / 570 Km seit Wiluna

S 23°33’48“ / O 122°31’42“
31°C / sonnig

Tagwache ist in unserer Hütte immer vor Sonnenaufgang, der 05:45 Uhr. In der Morgendämmerung sind stimmige Bilder zu fotografieren. Nach dem Frühstück starten wir um 08:00 Uhr. Bald stossen wir auf den Handkarren von Murray Rankin. Murray verliess mit drei Freunden im Juli 1976 Wiluna, mit dem Ziel Halls Creek zu Fuss zu erreichen (1850 Km). Sie scheiterten und liessen ihren Trolley, der nicht für Sandpisten geeignet war, zurück und brachen ihr Projekt ab.

In Durba Springs, Well 17, machen wir 2 Std. Mittagspause. Geplant wäre einen Ruhetag hier. Pustekuchen, wir müssen die Zeit aufholen, welche der Reifenreparatur, den Umwegen und dem schwierigen Terrain geschuldet wurde. Zeit zum gebunkerte Dieselkanister einzufüllen. Seit Wiluna bis hierher ist die Tankanzeige unter 1/4 gefallen. 2 Jerry-Cans mit je 20 Liter Diesel werden getankt. Verbleiben noch weiter 2 Dieselkanister. Wird der Diesel reichen bis zu dem Nachschub in der Aborigines Community? Bis Kunawarritji, das vom Start der Canning Stock Route 985 Km und 415 Km von hier entfernt liegt – ohne mühsame Ausweich-Tracks. Aber das dicke Ende, das uns aus der Wohlfühlzone katapultiert, kommt noch. Davon später – „bleiben Sie dran“.

Wir fahren zurück zur CSR. Vor Margrit und mir fährt das Team in ihrem Landcruiser Troopy, Bj. 2008. Da tropft es auf den Sand nieder. Diesel, Kühlwasser – oder was? Stopp. Tatsächlich, es ist der Landcruiser, das robuste Fahrzeug, das tropft. Roli checkt den engen Motorraum. Liegt unter die Karre. Diagnose: Servo-Pumpe ist inkontinent. Buschreparatur nicht möglich. Dazu müsste der Kühler und weitere Bauteile ausgebaut werden, um an die Schwerenöterin ranzukommen. Also weiterfahren, solange die Karre steuerbar ist. Durch den Servo-Ölverlust ist die Lenkung sehr mühsam. Vor uns liegen noch 1430 Km Wüste, Dünen, Tiefsandpassagen und Wellblech vom Übelsten. Der Landcruiser wird die CSR bei der nächstbesten Möglichkeit verlassen und wird repariert werden müssen. Bis dahin wird Servo-Öl, und anschliessend Motorenöl in den Behälter geschüttet. Alle 10 bis 20 Km wird angehalten und nachgefüllt,

Dünen und Steinpassagen wechseln sich ab. Wir erreichen unser Nachtlager, Well 18, kurz vor dem Eindunkeln. 113 Km Track sind geschafft! Dachzelt hochziehen, Gemüse rüsten und Steaks auf den Grill am Campfire brutzeln. Die Glut heizt das Potjie, in dem unser Buschbrot backt. Wieder ein ereignisreicher Tag geht zu Ende.

12. Mai / 150 Km bis Camp 6 / Georga Bore / 721 Km seit Wiluna

S 23°03’32“ / O 123° 01’04“
2/8 bewölkt

Tagwache vor Sonnenaufgang. Frühstücken, Dachzelt einpacken, Briefing über die heutige Etappe. Um 08:00 Uhr Abfahrt. Wie ging es weiter? Öl nachfüllen in die Toyota Servo-Pumpe. Ausgebrannte Mitsubishi Pajeros und Toyotas, welche die Spinifex-Adlerneste nicht ausräumten, wechseln sich ab.

Zahlreiche Dromedare und Kamele leben hier in der Wüste. Wir sehen lebende und stinkende, tote Tiere. Ihre Vorfahren stammten aus Afghanistan und ermöglichten den Expeditionen, Explorern und den Pionieren der Bahnlinie des Ghan (Port Augusta nach Darwin), ihre Projekte. Nach Abschluss der Expeditionen wurden die Dromedare in die Freiheit der Wüste entlassen. Die heutige Population ist reinrassig. Die Tiere werden eingefangen und nach Saudi-Arabien und Oman verkauft. Bei den Kamelrennen sind die ausdauernden Dromedare sehr geschätzt.

Nach dem Well 18, der einst aus 5 Meter Tiefe 9’000 bis 12’000 Liter Wasser pro Stunde lieferte, fahren wir dem Lake Disappointment entlang. Der „See“ wurde von Frank Hann 1897 so benannt. Er folgte trockenen Bachbeeten und hoffte, Süsswasser zu finden. Der See war salzhaltig. Wir überqueren den Savory Creek. Die Flussüberquerung kann heikel sein. Wir trafen aber ein salziges, ausgetrocknetes Flussbett an. Trotzdem war Vorsicht geboten bei der Überquerung. Der Untergrund könnte einbrechen und unser 4×4 stecken bleiben. Es funktionierte und wir traversierten die Passage locker.

Als wir in Wiluna losfuhren, wussten wir, dass die Tanami Road, die in Halls Creek startet und an Billiluna vorbeiführt, wegen Hochwasser seit anfangs April gesperrt ist. Unsere Hoffnung war, dass sich die Lage bessert, bis wir sechs Wochen später in diese Region kommen. Dem sollte nicht so sein.

Kurz vor Well 22 kommen uns drei australische Offroad Fahrzeuge entgegen. Sie wollten auch die CSR nordwärts bis Halls Creek befahren. Sie kehrten um. Vor dem Well 24 sei ein Fahrzeug im Sand abgesoffen, da der Untergrund mit Wasser getränkt war. Die Mannschaft schaufelte einen ganzen Tag, um die 4×4-Karre frei zu kriegen. Keine prickelnden Aussichten für den weiteren Verlauf unseres Projektes.

Auf „Georgia Bore“ errichten wir unser Nachtlager. Das Bohrloch wurde von der Minengesellschaft CRA 1991 gedrillt. Die Gesellschaft suchte nach Öl in der Gegend. Statt Öl fliess vorzügliches Wasser. Es war Usanz, dass die Bohrungen nach dem Namen des jüngsten Kindes der Explorer benannt wurden – sie hiess Georgia.

Da wir nicht allzu spät auf „Georgia Bore“ ankamen, reichte es zum Duschen (ein paar Liter Wasser aus der Flasche über den Kopf leeren), Fotografieren und ein kühles Bier in der Abendsonne zu trinken.

13. Mai / 199 Km bis Camp 7 / 46 Km vor Windy Corner / 921 Km seit Wiluna

S 23°30’15“ / O 124°43’09“
2/8 leicht bewölkt

Hendrik und Barbara entschliessen sich, mit ihrem defekten Landcruiser Troopy unsere Gruppe zu verlassen. Mit dem Servo-Problem ist das Fahren über Dünen langsam und sehr anstrengend. Die Zeit würde der ganzen Gruppe „davonlaufen“.

Die beiden haben ein Thuraya-Satphone, genügend Esswaren und Trinkwasser. Der Diesel reicht auch, um auf dem Talawana Track die Parnngurr Aboriginal Community in 81 Km zu erreichen. Sie bleiben vorerst im Bushcamp und versuchen, ein Recovery Vehicle (Abschlepper) zu organisieren. Wir verabschieden uns von H. und B. leider. Sie waren eine grossartige Crew. Unsere kleine Gruppe, bestehend aus 5 Fahrzeugen, fährt weiter.

Der Brunnen 23 ist nur noch teilweise vorhanden und hat kein Wasser mehr. Ganz in der Nähe von Well 23 war das alte Fuel Depot. Hier liegen noch die leeren 200 Liter Dieselfässer herum. Nachschub konnte ein paar Wochen vor Ankunft vom rund 500 Kilometer entfernten Capricorn-Roadhouse hierher bestellt werden.
Diebstahl und Tankerlieferungen in die 208 Km entfernte Parnngurr Aboriginal Community setzten der Dienstleistung vor rund 15 Jahren ein Ende.

Nach dem Well 24 wird die Piste tiefsandig. Schon drücken die Reifen Wasser aus dem Sand. Bald sehen wir grosse Pfützen auf dem Track. Vor den Wasserlachen stoppen wir. Was nun? Roli marschiert in den Gloggs durch die knöcheltiefen Pfützen. Hier haben die 4×4-Australier vor ein 2-3 Tagen einen ganzen Tag lang geschuftet, bis sie ihr Fahrzeug gerettet haben. Das Risiko ist zu gross und die „Chance“, dass kilometerweit der Sand mit viel Wasser getränkt ist, können wir nicht ausschliessen. Wir fahren auf den Sandwall am Weg in die Büsche rein, um wenden zu können. Wir fahren rund 2 km zurück zur Wegmarke, die Len Beadell 1963 errichtete, als er den Talawana Track erschloss.

Unser Umkehrpunk nach dem Well 24 von der Canning Stock Route

Der Talawana Track ist eine abgelegene Piste, die zwischen Marble Bar und Windy Corner am Gary Highway verläuft, eine Strecke von 596 Kilometern. Der größte Teil davon wurde 1963 von Len Beadell, der Leiter der Gunbarrel Road Construction Party (GRCP) war, erschlossen. Len Beadell lebte von 1923 bis 1993 und hat so manche Strasse durch das australische Outback geplant und gebaut. Gunbarrel (Gewehrlauf) deshalb, da die Truppe eine Reihe von pfeilgeraden Verbindungspisten durch das Outback plante und erschloss. Auftraggeberin war die Woomera Rocket Range Party, die verteidigungsbezogene Weltraumforschung seit 1958 bis 1980 betrieb. In Woomera, damals eine Militärbasis, wurden gemeinsam mit den Briten Atomraketen-Gefechtsköpfe erforscht, konstruiert und getestet.

Hier Len Beadell’s zusammengefasst die Beschreibung der letzten 200 Km des Talawana Tracks aus seinem Buch: „End of an Era“. Das nächste Ziel war die Bohrung 23 auf der Canning Stock Route, die er jedoch trotz ihrer Nähe nicht finden konnte. Um Zeit zu sparen, fuhr er weiter nach Karara Soak (sic), wo er den Standort von Brunnen 24 entdeckte. Es waren noch 200 Kilometer durch unübersichtlichen Sand und Spinifex zu bewältigen, bevor er auf den geräumten Weg des Gary Highway gelangte. Am 7. August ließ er sich nieder, um auf die Ankunft des GRCP aus dem Norden zu warten, und in den folgenden fünf Tagen war der Wind so stark, dass er kaum in der Lage war, den Schutz seines Fahrzeugs zu verlassen. Dies führte dazu, dass er die zukünftige Ecke, in der er campierte, „Windy Corner“ nannte.

(Quelle: Len Bedell; End of an Era 1983)

Wir fahren also die 200 Km auf der Talawana Piste zum Windy Corner mit dem Ziel, über den „Gary Highway“ / Piste zur Kunawarritji Community in der Nähe des Brunnens 33 der CSR zu gelangen. Die Piste ist zugewachsen mit hohem Spinifex-Gras und Büschen.

Bald öffnet sich das Gelände und wir fahren mit 50 Km/h an Salzpfannen und verendeten Kamelen vorbei. Die Piste wird bald wieder garstiger. Die Tachonadel schwankt um 20-30 Km/h. Das Gras auf dem Track ist wieder dichter und höher. Wir kommen an den ersten ausgebrannten Offroad Fahrzeugen vorbei.

Ein mulmiges Gefühl beschleicht uns. Diese Fahrzeuge sind keine alten Karren. Sie wurden nicht nach technischen Pannen stehen gelassen und angezündet. Nein, der Grund ist das hohe Gras, das sich unter den Fahrzeugen an den heissen Auspuffen, Partikelfilter und Katalyatoren entzündete. Wir halten an und kontrollieren den Unterboden.

Da haben sich Adler-Nester angesammelt. Wir entfernen mühsam die Spinifex Büschel. Sie hängen vor dem Kühlergrill, unter der Tankabdeckung, an der Kardanwelle und zwischen den Aufhängungen des Auspuffs. Dieses Prozedere der Reinigung wiederholt sich alle 20 – 30 Km aus purer Vorsicht – oder Angst vor einer Fackel-Karre. Entsprechend langsam ist das Tempo und wir erreichen den „Windy Corner“ nicht vor Sonnenuntergang. Wir campen zwischen den Büschen rund 46 Km vor der Gabelung des Talawana und des Gary Tracks.

Hier der Bericht des Australiers, der den Anhängerzug gefahren hat.

Prado durch Spinifex-Brand zerstört.

Der Besitzer des 2018er Diesel-Prado, der den Anhänger gezogen hat, erzählt seine Geschichte auf einer News-Plattform. Hier die gekürzte Übersetzung.

Freitag, 29. April, 2018. 14:15 Uhr

Ich hielt für eine Fahrzeugkontrolle an. Es gab viel blühendes Spinifex und wir fuhren manchmal blind durch zwei Meter hohe Flecken. Wir hatten Fliegendraht am Frontschutzbügel angebracht, aber das hatte wenig Wirkung.

Der Brand

Freitag, 29. April, 2018. 16:00 Uhr

Eines der Kinder sagte, es habe einen Knall gehört und aus dem linken hinteren Radkasten sei Rauch gekommen. Gleichzeitig erschien eine Warnung auf dem Armaturenbrett, die besagte, dass ein Airbag der hinteren Aufhängung einen Fehler hatte.

Ich hielt das Auto an und die Kinder stiegen mit einer vollen Spülmittelflasche und dem Feuerlöscher aus. Sie hatten die Anweisung, sich sofort hinzulegen und das Feuer zu löschen. Das erste Problem war, dass der Spinifex bis zum Boden des Autos reichte, so dass man nicht sehen konnte, woher der Rauch kam.

Ich erreichte den hinteren Teil des Autos und sah, wie sich der Rauch in Feuer verwandelte, das sofort das Spinifex am Boden entzündete.

Ich sprang zurück auf den Fahrersitz und bewegte das Auto ein paar Meter, um zu versuchen, unter das Auto zu gelangen. Das hat nicht im Geringsten geholfen. Mein Schwager, kam mit ein paar Feuerlöschern heran, denn er war von hinten herangefahren und konnte sehen, was vor sich ging.

Ich kippte einen 20-Liter-Kanister Wasser über den Reifen, aber man kann ihn nicht lenken und es dauerte zu lange. Inmitten des Trubels und der Schreie war meine Tochter Cassia mit unserem Satellitentelefon bereits aus dem Auto. Ich rief meiner Frau zu, sie solle das Auto noch ein paar Meter weiterfahren. Die Flammen werden größer und der Rauch ist schlimm und schwarz, und es wird klar, dass wir, wenn wir nicht zurückweichen, verbrannt werden oder ersticken. Es brennt im Auto!

Mein Schwager kippt einen weiteren 20-Liter-Kanister Wasser auf den Rücksitz. Ich springe auf den Fahrersitz und mache einen großen U-Turn auf die freie Fläche neben der Piste. Ich schnappe mir mein Handy, meine Kamera und mein Handy, springe heraus und lege die Sachen auf den Boden. Ich laufe zur hinteren linken Beifahrertür und der Griff löst sich einfach in meiner Hand.Ich bin der Einzige mit Schuhen. Der Sohn hat Hunderte von Einstichen an den Füßen vom Spinifex. Ansonsten geht es uns allen gut.

Wir haben alle vier Feuerlöscher aufgebraucht. Wir wissen, dass wir nichts mehr tun können und begeben uns in eine sicherere Entfernung. Es ist weniger als 90 Sekunden her, dass ich angehalten habe!

Mein Schwager bringt sein Auto heran und wir nutzen es als Unterschlupf und schnelle Fluchtmöglichkeit, falls der Wind dreht, denn jetzt wütet das Buschfeuer.

Es gibt einige Diskussionen darüber, ob wir uns dem Anhänger nähern sollen. Das Risiko ist zu gross. Aus den Dieselkanistern an der Vorderseite des Anhängers strömt Treibstoff aus, und der Anhänger ist völlig ausgebrannt.

Wir warten, bis das Feuer weit genug zurückgegangen ist. Wir holten die Telefone und die Kamera, wo ich sie abgelegt habe. Der Riemen der Kamera war geschmolzen. Wir hatten Glück, dass die Geräte nicht ganz zerstört wurden.

Nach dem Feuer.

Wir fahren die 60 km bis zum Ende des Talawana Track und biegen im Dunkeln nach rechts auf den Gary Highway ab, in der Hoffnung, der Zivilisation etwa 50 km näher zu kommen. Nach ein paar Versuchen geben wir auf und fahren etwa fünf Kilometer zurück zur Windy Corner (so heißt die Kreuzung von Talawana und Gary Highway) und versuchen zu schlafen.

Wir brechen um 6.30 Uhr auf und schlagen uns auf der Gary Piste durch, die manchmal ganz verschwindet. Das Ziel ist 170 Km nordwärts, die Kunawarritji Community bei Well 33 an der Canning Stock Route. Wir hatten nur noch ein paar Tropfen Diesel im Tank.

Gelernte Lektionen

Auch Dieselfahrzeug können abfackeln, wenn das Spinifex nicht entfernt wird. Diesel-Partikel-Filter (DPF) brennen den Russ bei 900-1200° C aus. Die forcierte DPF-Verbrennung sollte auf sicherem Boden durchgeführt werden. „Ich hatte unseren Prado vorher so programmiert, dass er anzeigte, wenn er einen DPF abbrannte. Er hatte schon vor dem Brand eine Ausglühung gemacht. Bei dieser Fahrt haben wir einige Verbrennungen mit 25 Minuten gemessen!“

Auch Benziner sind im Spinifex gefährlich. Sie haben Katalysatoren, in denen die 800°-1000° C heissen Abgase gereinigt werden.

Auf die Frage, ob es etwas gibt, das er als nächstes ändern oder mitnehmen würde, antwortete Jo: Auf jeden Fall. Einen 4 kg-Löscher anstelle eines 1 kg-Geräts. Zudem eine Rescue-Bag, die im Notfall sofort griffbereit ist. Darin sind überlebenswichtige Sachen enthalten. Wir haben viele kleine, teure Dinge verloren, wie zum Beispiel Bargeld. Zudem einen grossen Sprühnebel-/Sprühwasserlöscher. Soweit die Geschichte mit dem abgebrannten Mitsubishi Prado.

14. Mai / 250 Km bis Camp 8 / 189 Km vor Kunawarritji / 1110 Km seit Wiluna

S 22°32’28“ / O 124°55’51“
30 °C / 3/8 leicht bewölkt

Wir füllen den letzten Kanister Diesel in den Tank. Bald kommen wir an die Gabelung am Windy Corner. Hier ist der Len Beadell Marker aus Aluminium angebracht. Beadell schlug jeweils die Buchstaben und Zahlen, die den Standort, die Entfernungen zu den nächsten Markern bezeichnen. Das Datum und der Name von Len Beadell sind ebenfalls eingestanzt. Das 200 Liter Dieselfass, auf dem der Tafel fixiert ist, stammt ebenfalls von ihm.

Jen & Les klebten einen Zettel mit Richtungsangabe, Datum und Zeit für ihre nachfolgenden Bekannten an ein Fass auf der Kreuzung. Wegweiser im Funkloch des digitalen Zeitalters!

Innerhalb weniger Kilometer durch den Busch auf dem Gary Track haben wir und ein weiteres Fahrzeug einen platten Reifen. Verursacht durch einen harten Ast. Den Reifen werden wir in der Community flicken lassen. Der Reifendruck von 25 PSI der Dünenfahrten war wohl zu gering.

Die Piste ist sehr mühsam zu befahren. Das volle Paket Offroad ist im Angebot: Auswaschungen, Wellblech vom Übelsten, Termitenbauten, sehr hohes Spinifex-Gras und dichtes Buschwerk. 15 Km vor der Community campieren wir im Busch.

15. Mai / 360 Km bis Camp 9 / Zwischenhalt in Kunawarritiji / Camp vor Kiwirrkurra / 1478 Km seit Wiluna

S 22°47’16“ / O 127°30’57“
30 °C / 4/8 bewölkt

In der Nacht fiel etwas Regen. Da die lästigen Fliegen schon in der Morgendämmerung aktiv waren, fiel unser Frühstück aus. Wir treffen nach 5 Km auf den Jenkins Track, eine breite Versorgungspiste, die Kunawarritji mit Alice Springs verbindet. Das Abenteuer liegt hinter uns. In der Community füllen wir den Dieseltank und alle 4 Kanister wieder auf. Der Liter Diesel kostet AUD 3.20, was CHF 1.90 entspricht. Den defekten Reifen lassen wir flicken mit Stopfgummis, die mittels einer Ale in das Loch gedrückt werden. Zudem wurden sie vorgängig im Leim getunkt. Das Nötigste im gut assortierten Laden lässt sich einkaufen und dann ab unter die warme Dusche (CHF 6.-).

Die Wetterlage ist geprägt durch eine flache Druckverteilung. Im Norden regnete es ab und zu. Deshalb ist es nicht möglich, vom Well 33 bis Well 51 die restliche Canning Stock Route zu befahren. Über die Piste nach Marble Bar und weiter nach Halls Creek zu fahren ist sinnlos. Die Strasse vor Halls Creek sei unterbrochen. Zudem wären es 3’100 Km bis zu unserem Endziel Darwin. Ostwärts nach Alice Springs über die Gary Junction Road sind es nur 1044 Km und insgesamt nur 2’300 Km bis nach Darwin. Wir fahren nach Osten. Heute Abend wird wieder grilliert. Wir haben in der Community Scottish Beef Filet (gefroren) eingekauft.

Hendrik und Barbara, die Troopy Crew, konnte keinen Abschlepper zur Georgia Bore finden. So fuhren sie vorsichtig die Parnngurr Aboriginal Community in 81 Km entfernt an. Dort beschaffen sie Servo-Öl und fahren zur Reparatur in Newman. Wir wünschen weiterhin „safe travel“.

16. Mai / 498 Km bis Camp 10 / nach Papunya / 1976 Km seit Wiluna

S 23°18’09“ / O 132°06’44“
30 °C / 0/8 sonnig

Oups, kurz nach dem Camp fangen wir uns wieder einen platten Reifen ein. Da wir auf einer Wellblechpiste mit 60 Km/h brettern, ist der Reifen ziemlich zerfetzt. Rolf, der den Besenwagen steuert, hilft tatkräftig, den Reifen zu wechseln. Die Mittagsrast findet am Pistenrand statt. Beim Mount Liebig wollten wir tanken. Keinen Diesel! Wir schlagen das Nachtlage im Busch auf, wo vereinzelt junge Rinder „grasen“ – in dürftigen Stoppeln. Bevor wir ins Dachzelt kriechen, hocken wir alle noch um ein Campfire.

17. Mai / 429 Km / nach Ti Tree Roadhouse / 2405 Km seit Wiluna

S 22°07’53“ / O 133°25’02“
30 °C / 0/8 sonnig

Die Piste ist angenehm zu befahren. Bald mündet die Tanami Road von Halls Creek ein. Wir fahren wieder auf einer Teerstrasse. In 50 Km sind wir in Alice Springs, um die Fahrzeuge in einer Mietstation reparieren zu lassen. Dachzelte sind defekt und platte Reifen müssen ausgetauscht werden.

Von Alice Springs bis nach Darwin: Die Strecke über den Stuart Highway nach Darwin sind Margrit und ich bereits 2019 gefahren. Damals waren wir auch im Litchfield NP und im Kakadu NP.

Ich fahre noch zu „Desert Dwellers“, einem Offroader Shop. Da kaufe ich das Kartenbuch „Great Desert Tracks“. Wir kommen wieder, um weitere Pisten im Outback zu befahren.

Wir tanken und pumpen die Reifen auf 42 PSI auf, um über den Stuart Highway nach Ti Tree Roadhouse zu fahren. Dort gehen wir auf den Campground.

18. Mai / 320 Km / Tennant Creek / 2725 Km seit Wiluna

Auf der Route nordwärts ist unser erster Kaffeestopp im Barrow Roadhouse. Eine Bude mit vielen Fotosujets. Objekte aus der Pionierzeit und sonstige Staubfänger.

In „Battery Hill Gold Mining & Infocenter“ beschaffen wir uns einen Überblick. TC ist eine alte Goldminenstadt, in der heute kein Gold mehr gefördert. Entsprechend tief ist der Lebensstandard. Die meisten Ladenlokale sind verbarrikadiert mit schweren Rollläden. Wir fahren in den Tennant Creek Caravan Park.
Der Shuttlebus holt uns ab. Wir gehen Nachtessen im Tennant Creek Memorial Club. Das angesagteste und – einzige Pub. Eingangskontrolle. In zwei grossen Räumen, ein Pub / Tanzfläche und ein Restaurant. Interessant ist das Publikum. Es scheint, die Menschen kommen 200 Km von den Stations und Dörfern hierher. Getrunken werden meistens Schnäpse, die mit Süssgetränken gepanscht werden oder Bier XL. Das Lokal ist eine Speed Dating Börse und ein Abhänge-Schuppen für die Oldies.
In der Nacht werden bei Thorsten Wertsachen aus dem Auto gestohlen. Auch ins Dachzelt wurde gegriffen, als er kurz zur Toilette ging. Die Ortschaft hat nicht den besten Ruf wegen der Kleinkriminalität. Die Australier Camper fahren meistens weiter.

19. Mai / 405 Km / Daly Waters / 3130 Km seit Wiluna

Am Morgen gehen wir zur Polizeistation. In der Nacht hat es noch weitere Einbrüche gegeben; in Häuser und im anderen Caravan Parks. Offensichtlich ist das ein Samstagabend Hobby.

In Daly Waters waren Margrit und ich schon 2019. Da es uns sehr gefallen hat, konnten wir Roli überzeugen, dass die Gruppe dort nächtigt. Der Pub ist der älteste im Northern Territory. Hier geht die Post ab. Davon zeugen viele Damen-BHs an der Decke. Zehn Biersorten ab Zapfhähnen und die besten Burgers (wild cought buffalos) und jeden Abend Life-Musik im Garten. Der Campground ist sehr gross; entsprechend sind die Stellplätze. Die Australier ziehen den ganzen Hausrat samt Boot und Motorrädern hinterher. Auf dem Campground laufen Ziegen, Pfaue und Longhorn-Rinder frei herum. Die ehemalige Piste nebenan diente im 2. Weltkrieg als Militärflugplatz.

20. Mai / 172 Km / Mataranka Homestead / 3303 Km seit Wiluna

Der Campground ist auf ehemaligem Farmland und schön angelegt. Palmen bieten schattige Plätze. In der Gegend hat es zahlreiche warme Quellen. Der Pool ist in einem Palmenhain und sein Wasser ist 35° warm. Das Wasser stammt von artesischen Brunnen, das sich aufsteigend durch die Felsschichten erwärmt. Wir geniessen ein Bad in dem Pool und freuen uns auf das gemeinsame Nachtessen und das Campfire mit der Truppe.

21. Mai / 188 Km / Katherine / 3491 Km seit Wiluna

Wir fahren nach Katherine. Im Coffee Club trinken wir Eiscafé und planen den Tag. Roli löst die Park-Pässe für die Edith Falls und den Litchfield National Park. Wir Campen im Breeze Holiday Park und geniessen einen Burger zum Nachtessen im Camp Restaurant.

22. Mai / 70 Km Edith Falls / 3561 Km seit Wiluna

Auf dem schattigen Camp, das wir nach einer guten Stunde Fahrt erreicht haben, chillen und baden wir am Nachmittag im Kroki-freien Pool.

23. Mai / 203 Km / Adelaide River Roadhouse / 3764 Km seit Wiluna

In „Pine Creek“ besichtigen wir das Railway Museum und den Aussichtshügel der „Pit Pine Creek Goldfields“. Die Mine ist heute ein beachtlicher See. Weiterfahrt zum nächsten Roadhouse. Im „Adelaide River Inn“ seht der ausgestopfte „Charlie the Buffalo“, den Cocodile Dundee im gleichnamigen Film mit den „magischen Fingerbewegungen“ besänftigt hat. Die Live-Musik spielt auch hier im Pub-Garten. Das Pub gehört demselben Besitzer wie das Daly Waters Pub. Sein Vermögen hat er offensichtlich in Coober Pedy erwirtschaftet.

24. Mai / 123 Km / Litchfield NP / 3887 Km seit Wiluna

Wir fahren über Farmland. Die Piste sei nicht unterhalten. Das realisieren wir, als wir vor einer 200 Meter langen, 30 cm tiefen Wasserpfütze stehen. Roli testet vorsichtig die Furt. Ein kleines Süsswasserkrokodil sucht das Weite. Immerhin noch ein kleines Offroad-Vergnügen. Der Litchfield NP ist bekannt für die Termitenbauten. Die „Magnet-Termiten“ richten die Bauten so, dass sie nicht allzu stark durch die Sonne aufgewärmt werden. Nord-Süd Ausrichtung. Somit steigen die Temperaturen im Bau nicht über 50° C. Die „Kathedralen-Termiten“ haben ihr Vorbild in der Notre-Dame von Paris. Ihre Bauten sind bis 5 Meter hoch. Zufällig fahren wir an den Robin Falls vorbei, wo wir Mittagspause machen, und einige baden. Auch die Tolmer Falls geben ein Fotosujet ab. Der 4×4 Campground bei den Florence Falls ist unser Nachtlager. Im Naturpool ist es angenehm, uns abzukühlen. Die Tagestemperatur steigt jeweils auf 35 °C.

25. Mai / 124 Km / Dundee Beach / 4111 Km seit Wiluna

Nach den Wangi Falls gehen wir im Sandpalms Roadhouse Mittagessen; Burger! Zum „Dessert“ fahren wir dem Five-Mile-Beach entlang. Da meldet sich Thorsten freudig am Funk: „Jetzt haben wir alle Verbote des Autovermieters geknackt!“. Im Dundee Beach Holiday Park checken wir für die Übernachtung ein.

26.-28.Mai / 200 Km / Darwin 4311 Km seit Wiluna

Wir logieren im „Hilton Garden Inn Darwin“. Angenehmes Hotel mit Pool und guter Küche. Nachtessen: Im Hilton Hotel, australische Küche.

27. Mai / Darwin

Die Offroad-Shops ARB, TJM, BCF (Boating, Camping, Fishing) und den „Supercheap Auto“ werden von uns abgeklappert. Anschliessend waschen und polieren wir das Mitfahrzeug. Roter Staub und die viele Kratzer von den Büschen auf den verbotenen Tracks müssen weg. Eine Sunset-Tour auf dem Segelschiff mit Nachtessen ist der krönende Abschluss unserer Offroad-Tour „Canning Stock Route“.

28. Mai / Darwin / 5510 Km seit Wiluna

Im „Delaneys Country & Western Store“ habe ich mir noch einen Akubra „Coober Pedy“ gekauft. Sicher ist sicher. Akubra meldete vor acht Monaten Konkurs an. Wurde aber von einer Investoren-Familie aufgekauft.

Am Morgen fahren wir zum Military Museum hinaus. Das Museum dokumentiert die Bombardierung von Darwin durch die Japaner im Jahre 1942. In der Zeit zwischen den Weltkriegen haben die Australier japanische Feldvermesser ins Northern Territory geholt. Deshalb hatten die japanischen Bomber genaue Ortskenntnisse.

Am Nachmittag haben wir unser Mietauto zurückgebracht. Das ging ruck zuck. Das Fahrzeug wurde nur vom Kunden-Desk aus begutachtet. Was wir vermuteten, dass die Fahrzeuge nicht mit Sendern getrackt werden, ob sie verbotene Pisten fahren, bestätigte sich. Lediglich die Geschwindigkeitsbussen wären ein Thema gewesen.

29. Mai Heimflug über Singapore – Zürich.

Nach dem langen Flug überrascht und begrüsst uns Rosmarie (vom Landweg) am Flughafen Zürich. Im Caffè Spettacolo trinken wir einen Mocacino und tauschen Reiseerlebnisse aus.

Summa summarum:

Es war eine spannende, interessante Reise, die uns das Offroad-Fahren im australischen Outback erschlossen hat. Das Kartenmaterial „Great Desert Tracks“ steht jetzt auf dem Büchergestell und harrt weiterer Projekte.

error: © by landy-2-xplore.com