Kloster Labrang und Hochebenen (Okt. 2017)

12. Okt. / Lanzhou – Xining, 198 Km; Qinghai. In der Provinz Qinghai leben 6 Mio. Einwohner: 54 % Han-Chinesen, aber auch 21 % Tibeter und 16 % Hui (Moslems) und weiteren verschiedenen Ethnien. Tibet dürfen wir mit unseren Fahrzeugen nicht bereisen, werden jedoch in den nächsten Tagen ein Stück Tibet kennenlernen. Tibet war früher viel grösser als die heutige Provinz Tibet. Von der Zentralregierung war das nicht gewollt, daß dieses gesamte Gebiet eine Provinz bilden sollte. Tibet wäre die grösste Provinz geworden. Deshalb wurden Teile Tibets den Provinzen Quinhai und Sichuan zugeschlagen.

Wir besuchen das tibetische Museum. Hier gibt es den längsten Tanka (Wandbild) zu bestaunen. Er ist 620 Meter lang und 400 Mönche und Künstler haben daran gearbeitet. Sehr informativ sind auch die Exponate der tibetischen Medizin – Chirurgie-Instrumente, Lehrbücher und Heilpflanzen.

13. Okt. / Xining – Xiahe, 280 Km; Qinghai. Die Gegend, die wir durchfuhren ist Siedlungsgebiet chinesischer Muslime. Ursprünglich von Samarkand (Usbekistan) eingewandert. In einigen Tälern dieser Region leben auch Tibeter. Heute ist das Zusammenleben beider Völker friedlich. Dies war nicht immer so (Zusammenstösse in den 1990er-Jahren). Um nach Xiahe zu gelangen, überquerten wir mehrere hohe Pässe, der höchste war 3643 Meter hoch. Auf den Alpweiden grasten Jaks mit Schafen zusammen im Schneegestöber.

14. Okt / Xiahe – Langmu; 186 Km; Gansu. Am Morgen besichtigten wir das Kloster Labrang. 1709 wurde es gegründet von einem lebenden Buddha. 21 Tempel sind in den Klosteranlagen vorhanden. Heute leitet die 6. Reinkarnation das Kloster. Früher studierten 3’000 Mönche an den 6 Akademien: Philosophie, Medizin, Astronomie und Mathematik. Nachdem in die Kulturrevolution zu Mao’s Zeiten die Klöster geschlossen wurden, leben heute wieder rund 1’200 Mönche hier. Der Jüngste ist 5 Jahre, der älteste 90 Jahre alt. Sie bleiben ein paar Jahre und gehen dann wieder ins Zivilleben zurück – oder bleiben ihr ganzes Leben im Kloster. Von den 6 Tibetischen Klöstern sind 4 in Tibet und 2 in der Provinz Gansu. Fotografieren ist in den Gebäuden nicht erlaubt. Schade. Wir hätten euch gerne u.A. die grosse Gebetshalle gezeigt. Vor der Eingangstüre waren Mantragesänge zu hören. Wir dachten, jetzt sehen wir Mönche, die tief in die Meditation versunken sind. Die Gesänge kamen aus Lautsprechern. Das Licht war schummrig. Die Halle hatte eine niedrige, reicht verzierte Decke, die von zahlreichen, bemalten Holzsäulen gestützt wurde. Dazwischen waren etwa 15 Doppelreihen mit sitzenden Mönchen, die rege Geldscheine tauschten, lachten und diskutierten. Es ging zu und her wie einer Wechselstube oder auf dem Schwarzmarkt. Was war da los? Reiche Chinesen machen Spenden und übergeben dem Quästor-Mönch Bündel von 10-Yuan Scheinen (etwa CHF 1,50). Darauf notieren die Spender den eigenen Namen, oder jener der Eltern oder Kinder. Am Freitag werden die Geldscheine in der grossen Meditationshalle an die Mönche verteilt. Sie murmeln dann Mantras für die Person, deren Namen auf dem Geldschein steht. Anschliessend dürfen sie die Yuan-Scheine behalten. 30% der Einnahmen gehen in die Klosterkasse. Das Kloster Labrang ist wohlhabend und baulich sehr gut unterhalten. So haben alle etwas davon; für den Spender wird gebetet und der Mönch hat dadurch sein Einkommen. Das war die Wechselstube heute Morgen.

15. Okt / Langmu – Songpan, 230 Km; Sichuan.Über die Hochebenen von Sechuan. Am Morgen liegt Schnee auf der Kühlerhaube. Wir haben auf 3’100 Meter Meer geschlafen. Wir verlassen Langmu und fahren mit dem Landy unter dem Klostertor durch. Unser Weg führt auf eine Hochebene, die auf 3’400 MM liegt und eine Ausdehnung von 150 Km hat. Die Hochebene verliert sich am Horizont. Karges Weideland soweit das Auge reicht. Da weideten unzählige Herden mit Tausenden von Jaks und ebenso vielen Schafen. Hier betreiben Tibeter Alpwirtschaft. Ein grosses Jak kostet etwa 10’000 Yuan oder CHF 1’500.- Die Familien werden vom Staat subventioniert, damit die Menschen ihren traditionellen Lebensstil pflegen können. Somit geht es den Minderheiten besser als dem durchschnittlichen Han-Chinesen. Mitte Oktober werden die Zelte abgebrochen und die Menschen ziehen in tiefere Lagen und bewohnen gemauerte Häuser. Die Jakherden werden in tiefere Regionen verbracht, wo mehr Futter in der kalten Jahreszeit vorhanden ist. Der höchste Pass, den der Landy heute erklomm, war 3850 Meter hoch.

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