Kasachische Steppe. 12. – 15. Sept. / 1000 Km
Das Ziel war ein Camp am Sandstrand des Kaspischen Meeres. Der Weg dorthin musste sich der Landy erkämpfen, was er ausdauerlich tat. Auf der Strecke zum Camp reihte sich Schlagloch an Schlagloch. In der Mitte eine Prise Teer, links und rechts Schotter und Sand. Mit 25 Km/h hoppelten wir in 4 Stunden an den Strand. Am Standplatz hatten wir einen herrlichen Ausblick aufs Kaspische Meer. Das ist doch schon mal was – von zu Hause nicht nur an die Riviera zu blochen und Radio Adria vom Nachbarn mitzuhören. Wir reisen hinter den „Eisernen Vorhang“ ans Kaspische Meer. Der Vorhang ist zum Glück inzwischen verrostet.
Anderntags fahren wir durch die Dünen zurück auf die „Hauptstrasse“ Richtung Osten. Am Vortag fielen mir auf der Schotterpiste 2 Amalgamplomben raus, jetzt waren die 3 Goldinlets (Plomben) dran. Nein, ohne Witz, auf unserem Trip in Kasachstan war das Menue „ Pneustollenraspeln, mit einer dicken Staubschicht überpudert und einem Sprutz Stossdämpferöl drüber“. Wir finden die Strassen sehr mühsam, geniessen aber unsere Lebensumstände trotzdem sehr.
„Reisen bildet“ – nicht nur! Sondern „Reisen relativiert das Anspruchsnivieau – hier gelten komplett andere Standards“. Diese Menschen hier leben auch in ihren Lebensräumen. Sie wirken uns gegenüber zufrieden und fröhlich. Wir Reisenden dürfen aber nicht die Standards von zu Hause auf die Situation hier übertragen. Reisende haben die Umstände zu akzeptieren und den Blickwinkel anzupassen.
• Vor Sonnenaufgang geniessen wir das Morgengrauen.
• Das Erlöschen der Sternbilder.
• Den Sonnenaufgang.
• Tagwacht meistens um 05:30 Uhr.
• Wer hat gesagt, dass wir Ferien verbringen?
• NEIN! Wir sind auf einer Abenteurerreiste vorwärts…
• Richtung Südostasien und Australien.
Nach weiteren 210 km „POSTSOWJETISCHEN ASPHALTS“ – Schlagloch, Schlagloch, Sand, eine Prise Asphalt und wieder Schlagloch…..- sind wir an der Grenze Kasachstan / Usbekistan.
Nein, wir beklagen uns nicht! Jeden Morgen jauchzen wir über das grosse Glück, dass wir auf dieser wunderbaren Erde eine unserer Traumreisen realisierten können. Dass wir den Sonnenaufgang in der Kasachischen Steppe erleben dürfen. Den Landy starten und das Klackern des 5-Zylinders zu hören (Gruss an Ruedi) und dann über die „Strasse“ zu cruisen.
Die Kamele und Dromedare von einer Strassenseite auf die andere wechseln zu sehen. Den meisten Schlaglöchern ausgewichen zu sein… – oder auch nicht. Abends sind wir halt etwas geschafft von der Distanz und den „Strassenverhältnissen“.
Der „Mungg“ – unser Landy – (you remember: Tierchen, das von Stein zu Stein hüpft)- pfeift den Blues des „Steppen-Staubs unter dem Keilriemen“. Die unzähligen „Daumen hoch“, Lichthupen und das Winken der Menschen am Strassenrand drücken die Begeisterung der Zentralasiaten für unseren Land Rover Defender und unsere Reise aus.
Kurz vor der usbekischen Grenze – in der Steppe, weit und breit kein Haus – gerieten wir in eine Strassenkontrolle. Drei Männer. Schwarze Sturmmützen, Tarnanzüge und Maschinenpistole im Anschlag. Was sind das für Kerle? Paramilitärs ? Rebellen? Oder Reguläre? Einer der Vermummten nähert sich dem Landy, die andern beiden sind auf Sicherheitsdistanz, mit der MP schussbereit. „Dokuments please! Open the car!“ Blick in die Kabine. Die Situation entspannt sich. „Excellent Car!“ Ich schenkte dem Soldaten eine meiner „100 Km-Bieler Lauf-Medaillen“ und erklärte ihm anhand der Karte unsere Reise nach Australien. Schulterklopfen, herzliches Lachen und „save travel“. Das sind auch erfreuliche Begegnungen in der kasachischen Steppe. Die letzten 100 Km vor der Grenze waren nur noch schlechte Piste. Der Grenzübertritt ist am 14. Sept. in Beyneu und dauerte ganz 6 Stunden. Anschliessend fuhren wir noch 70 Km zum Übernachtungsplatz in der usbekischen Steppe. Weiterfahrt am 15. Sept. nach Nuklus, 280 Km