Victoria
Victoria ist mit 227’600 km2 der zweitkleinste der sieben Bundesstaaten; am stärksten industrialisiert und mit 5,8 Mio. Einwohnern am dichtesten besiedelt. Davon leben alleine 4,4 Mio. in Melbourne. Victoria liegt in der gemässigten Zone der Südhalbkugel. Das Wetter ist maritim beeinflusst und wechselhaft. Heftige Regenfälle mit Überschwemmungen und dauerhafte sommerliche Hitzeperioden sind die klimatischen Extrema.
26. Dezember 2018
Unser Plan war gleich nach Tasmanien zu verschiffen. Dort sind die Temperaturen noch etwas kühler als auf dem Festland. Obwohl wir schon Mitte Dezember die Fähre gebucht haben, war die Überfahrt nicht vor Mitte Januar möglich. Auch die Aussies zieht es dorthin. Ebenfalls die Stellplätze in den National Parks und Campgrounds der Great Ocean Road entlang waren ausgebucht..Was tun?
Da sich zwei Paare unserer grossen Reise 2017/18 zum Silvester in Port Augusta verabredet hatten, beschlossen wir, mit ihnen den Jahreswechsel zu feiern. Es war ein freudiges Wiedersehen, konnten wir uns doch nicht verabschieden am 4. Juli in Lovina Beach (Bali / Indonesien) morgens um 5 Uhr, als wir die Motorenpanne hatten und sie weiter fuhren nach Timor-Leste. Für uns war das Wiedersehen ein Abschluss der „Landweg Australien“ Reise und der Neubeginn der „Seeweg Australien“ Reise (Containerverschiffung). Melbourne – Port Augusta; das war unsere längste Anfahrt zum Silvester: von Chiasso nach Hamburg. Aber dieser Ausflug und das herzliche Wiedersehen war es wert!
26. Dezember / 100 Km Melbourne – Ballerat
Als erstes fuhren wir nach Ballerat. Da wurde 1851 das erste Gold gefunden. Dies hatte damals auch das starke Wachstum von Melbourne und die Gründung des Staates Victoria zur Folge. In Sovereign Hill ist ein Freilichtmuseum einer Goldgräberstadt mit sämtlichen Handwerksbetrieben und Geschäften realistisch nachgestellt.
27. Dezember / 270 Km, Ballarat – Nhill
28. Dezember / 291 Km, Nhill – Murrey Bridge
In Murrey Bridge war der Campground war komplett belegt. Alles alte Autos der australischen Marke Holden standen herum. Am Samstag fand das Treffen der Clubmitglieder, die aus allen Bundesstaaten angereist waren, statt. Die meisten Fahrzeuge waren sorgfältig restauriert worden. Umbauten für sehr teures Geld mit viel Chrom unter der Motorhaube waren auch vertreten.
South Australia
Wir überquerten zum ersten Mal eine Bundesstaatsgrenze. Auch hier gibt es Quarantänevorschriften. Früchte, Gemüse etc. dürfen nicht eingeführt werden wegen der Fruchtfliegen. Landy dürfen eingeführt werden. South Australia hat 984’000 Km2 und eine 3’700 Km lange Küstenlinie. Auf der gesamten Fläche leben 1,6 Mio. Einwohner; davon 1,3 Mio. in Adelaide. SA ist der trockenste Staat des trockenen Kontinentes.
29. Dezember / 200 Km, Murrey Bridge – Port Wakefield
30. Dezember / 220 Km, Port Wakefield – Port Augusta
31.12.-2. Januar 2019 / Port Augusta
Auf dem Highway war die Kleinstadt mit 15’000 Ew. bald erreicht. Die Basis der Royal Flying Doctors,die sich dort befindet, war über die Festtage nicht zu besichtigen. Da die Temperatur deutlich über 40 Grad betrug, besichtigten wir das klimatisierte „Wadlata Outback Interpretative Center“. Die hervorragende Ausstellung informiert über die Ureinwohner und die Kolonialgeschichte bis in die heutigen Tage. Da sind die vier Entdecker, die im vorletzten Jahrhundert das Outback erforscht haben, beschrieben. John McDouall Stuart hat den Kontinent vom Süden nach Norden erschlossen. Ein altes Funkgerät, das mit Tretdynamo betrieben wird, fand seinen Einsatz im Schulunterricht im Outback. Eine Lehrerin unterrichtete so drei bis vier Schüler. Auch die ersten Royal Flying Doctors Gerätschaften können bestaunt werden; etc. etc.
2. Januar / 241 Km, Port Augusta – Clare
Wir fuhren zuerst Richtung Flinders Range NP und bogen dann südwärts ab. Unsere Route führte über Steppen und karges Land durch kleine Dörfer mit wenigen Einwohnern und noch mehr geschlossene, verlassene Läden und Gehöften. In Wilmington schlug das Landy-Herz höher. Hier im Toymuseum präsentiert David seine Leidenschaft. Ein Schmuckstück war ein Landy Series II Jg.1958 / Nummer 3 der gesamten Produktion, linksgesteuert. Eine Series I Jg. 1948 stand im „Museum“, das die grösste Spielzeug-Landy-Sammlung Australiens beherbergt. Insgesamt besitzt David 50 originale Land Rover (in allen erdenklichen Zuständen…), die um sein Haus stehen. Vermutlich erhielt er keine Einsprachen im Beschaffungs-Budget seitens seiner Gattin. Keiner hatte Rost, alles Alucarrosserien…..
Deshalb siehst du ab und zu 50-jährige und ältere Landys auf der Strasse. Unter der Motorhaube ist ein neuerer Isuzu- oder Mazdamotor, deren Carrosserie längstens verrostet ist. Somit haben die Alu-Landys „Leihmütter-Funktion“ und bringen nostalgische Farbtupfer auf die Strasse oder das Feld…..
3. Januar / 103 Km, Clare – Tanunda
Ziel war das Barossa Valley. Eine der berühmtesten Weinregionen Australiens. Hier werden Shiraz, Cabernet, Chardonnay und Riesling angebaut. Bekannte Weingüter sind Peter Lehmann, Jacob’s Creek, Chateau Tanunda, Penfold’s, Yalumba. Viele wurden von deutschen und elsässischen Auswanderern im vorletzten Jahrhundert gegründet. Jacob’s Creek hat 1’700 Hektaren Rebfläche; Whistler 80 Hektaren. Letzterer ist in der 5. Familiengeneration und hiess mal Pfeifer. Nicht nur die Etiketten sind witzig, auch die Weine sind originell. Hier geniessen im Garten unter den Bäumen Familien mit ihren Kindern ein Glas Wein und eine echte sizilianische Pizza dazu. In den grossen Weingütern kommt Bus um Bus angefahren, oft mit asiatischen Touristen, die an einem 100 Meterlangen Tresen degustieren.
4. Januar / 99 Km, Tanunda – Mount Pleasant
5. – 6. Januar / 270 Km, Mount Pleasant – Kingston
Wir fuhren an die Küste zum Coorong NP. Die Salzwasserlagune bietet ideale Lebensräume für Wasservögel wie Pelikane und schwarze Schwäne. Ausserhalb von Kingston campierten wir bei Will’s Beach Shack, einem kleinen Campground an der Küste, der nur Einheimische beherbergte. Hier an der Küste war die Temperatur sehr erträglich bei 25 Grad Celsius – im Gegensatz zum Jahresbeginn in Port Augusta mit 43 Grad….Von zu Hause erhielten wir von Freunden Fotos der Schneemassen im Mittelland und der Ostschweiz. Sie träumen von der baldigen Reise in den Oman.
7. Januar / 107 Km; Kingston – Beachport
In Kingston am Jetty genossen wir die besten „Fish & Chips“. Sie wurden uns von einem Australier, der Schafscherer ist, im Coorong NP empfohlen. In Beachport, die Hochburg der heimischen Hummerfischer, unternahmen wir abends noch einen Küstenspaziergang über die Klippen und erfreuten uns an den gewaltigen Wellen, die auf dem Riff aufschlugen. Es herrschte eine starke Seebrise.
8. Januar / 120 Km; Beachport – Mount Gambier – Port MacDonnell
Mount Gambier, die südöstlichste Stadt des Staates South Australia liegt auf einem erloschenen Vulkan mit drei Kraterseen. Der über 200 Meter tiefe Blue Lake ist der schönste See. Im November färbt er sich von einem trüben Grau in ein kräftiges Blau. Im Februar kippt die Farbe wieder zu Grau. Der Grund ist die vorherrschende Sommertemperatur.
Am Abend zogen Wolken auf und es begann leicht zu Regnen. Wir verdoppelten unseren Wohnraum (Zeltanbau) des Landys und genossen den Apéro in unserer Lounge. Das zarte Rindsfilet, umgerechnet CHF 35.- / Kg brutzelte auf der Gasflamme. So lässt sich’s genüsslich leben als humorvolle Overlander.
9. Januar/ 123 Km; Port MacDonnell – Cape Bridgewater
Am Nachmittag wanderten wir 2 Std. über die Klippen zu Seehundkolonien. Auf den Felsen leben zwei Arten, die australischen und die neuseeländischen. Interessanterweise vermischen sie sich nicht, obwohl sie sich in den Commonwealth Gewässern tummeln. 20 Känguru hoppelten über die Wiese, als wir zum Camp zurückliefen. Auf der Weiterfahrt sahen wir den ersten Koala über die Strasse watscheln und auf einen Ast hoch klettern.
10. Januar / 220 Km; Cape Bridgewater – Princeton (12 Apostles)
Wir verliessen die South Ocean Road. Der Küstenabschnitt zwischen Cape Otway und Port Ferry war eine heikle Passage für die Segelschifffahrt. Hier mutierten 80 Segelschiffe zu Wracks und liefen auf Grund weil raue Brandung herrschte und im Nebel die Kapitäne überfordert waren. Port Ferry, unser Zwischenhalt, war einst Hafen und Walfangstation. Heute werden lediglich Hummer und Fische gefangen.
Nach Warrnambol beginnt die Great Ocean Road. Sie zählt zu den schönsten Küstenstrassen der Welt und endet in Torquay. Bizarr geformte Steilklippen aus Kalk und Sandstein bildeten Grotten, Türme, Brücken und Bogen. Die bekanntesten Formationen sind die Twelve Apostles. Die eindrücklichen Felsnadeln sind bis zu 65 Meter hoch. Einige jedoch schon zerbröselt, dass es nur noch 9 sind. Um die Felsformationen im Abendlicht fotografieren zu können, mussten wir noch 2 Stunden warten. Die Zeit überbrückten wir mit Spaghetti-Kochen (Barilla Spaghettini No 3).
11. Januar / 66 Km Princeton – Aire River West Camp
Wir fuhren weiter auf der Great Oean Road durch Eukalyptuswälder über hügelige Strassen und weiter über die Sandpiste zum National Park Camp. Das Camp ist ein typischer Outbackplatz im Busch. Die Offraoder verbringen mit ihren Familien die Ferien hier. Entsprechend wird im Fluss gefischt, gepaddelt und gebadet. Ein Jeep-Offroader gab uns Tips und eine Offroadkarte für Victoria Alpine Tracks. Herzlichen Dank. Mit Radek, einem Defender Td5 Besitzer, haben wir ausgiebig Erfahrungen und Erlebnisse ausgetauscht. Fährst du Landy, hast du auf der ganzen Welt Gesinnungsgenossen und bald Freunde. Unsere Campground Haustiere waren drei Koalas, die sich die Backen mit Eukalyptusblättern vollstopften. Als sie bedusselt waren, hockten sie sich in eine Astgabel und dösten vor sich hin – bis sie wieder Hunger verspührten.
Ganz in der Näche ist ein Leutturm und die Telegraphenstation. 1854 wurde hier die Eureka Stockade ins Land übertragen. Eine Gruppe Goldgräber probten den Austand, als in Ballarat überhöhte Schürflizenzen verkauft wurden. 1942, im Februar lief vor der Küste ein filmreifes Ereignis ab. Die Japaner verwendeten den Leuchtturm als Navigation für ihre Aufklährungsflüge. Innerhalb 12 Minuten konnten sie von einem U-Boot aus die Yokosuka E14Y, ein Wasserflugzeug starten. Als die Freigabe für den Abschuss von Adelaide eintraff waren die Flügel und der Propeller bereits demontiert und das U-Boot am Abtauchen. Das war James Bond anno 1942.