Uruguay
Uruguay ist ein Land mit einer reichen Geschichte, dynamischer Kultur und einer hohen Lebensqualität. Es verbindet Tradition mit Modernität. Mit seiner stabilen politischen Lage, fortschrittlichen sozialen Maßnahmen und herrlichen Landschaften ist Uruguay ein attraktives Land.
Geografie und Klima
Uruguay ist das zweit kleinste Land von Südamerika. Es liegt zwischen Argentinien und Brasilien. Mit einer Fläche von etwa 176.000 Quadratkilometern ist Uruguay rund viermal so gross wie die Schweiz. Mit 3,4 Mio. Einwohnern, verglichen mit der Schweiz, die über 9 Mio. Einwohner hat, ist das südamerikanische Land dünn besiedelt. Die Hälfte lebt in der Hauptstadt Montevideo.
Die Landschaft ist vielfältig und umfasst flache Ebenen, sanfte Hügel und einige hügelige Regionen.
Das Klima in Uruguay ist gemäßigt, mit vier klar unterscheidbaren Jahreszeiten. Diese klimatischen Bedingungen begünstigen die Landwirtschaft und machen das Land zu einem idealen Ort für Viehzucht und den Anbau von Getreide. Mit 12 Mio. Rindern oder vier Tieren pro Einwohner, ist die Fleischversorgung garantiert. Ganze 61 Kg Rindfleisch pro Einwohnerin werden jährlich verzehrt.
Geschichte
Die Geschichte Uruguays ist von europäischer Kolonisation, Unabhängigkeitsbewegungen und politischen Umwälzungen geprägt. Die ersten europäischen Entdecker kamen im 16. Jahrhundert, und die Region wurde Teil des spanischen Kolonialreichs. Im Jahr 1811 begannen die Kämpfe für die Unabhängigkeit, die 1825 erfolgreich waren. Uruguay wurde von Brasilien unabhängig.
Im 19. Jahrhundert erlebte Uruguay mehrere interne Konflikte. Sie endeten mit der Konsolidierung einer stabilen politischen Struktur im 20. Jahrhundert. In den 1970er Jahren erlebte das Land eine Militärdiktatur, die bis 1985 dauerte. Seither hat sich Uruguay zu einer stabilen Demokratie entwickelt.
Bevölkerung
Montevideo, das rund 200 Km Luftlinie von Buenos Aires entfernt liegt, ist das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes. Dazwischen fliest der Rio Plata. Die Bevölkerung ist größtenteils europäisch, hauptsächlich mit Vorfahren aus Spanien und Italien. Die offizielle Sprache ist Spanisch, und die meisten Bürger sind römisch-katholisch. Uruguay gilt als eines der fortschrittlichsten Länder in Südamerika in Bezug auf soziale Toleranz und Menschenrechte. Kirche und Staat sind vollständig getrennt.
Wirtschaft
Die uruguayische Wirtschaft ist stark agrarisch geprägt und basiert auf der Produktion und dem Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen. Rindfleisch ist der wichtigste Exportartikel. Uruguay ist bekannt für seine hohe Fleischqualität. Auch Soja, Reis und Zitrusfrüchte gehören zu den Hauptprodukten.
In den letzten Jahren hat sich Uruguay jedoch auch in der Technologie- und Dienstleistungsbranche entwickelt. Die Regierung fördert Innovationen und die Nutzung erneuerbarer Energien, und das Land hat sich als ein Zentrum für IT-Startups etabliert. Uruguay hat auch einen der höchsten Lebensstandards in Lateinamerika, unterstützt durch eine starke soziale Sicherung und ein gut funktionierendes Gesundheitssystem.
Kultur
Die Kultur Uruguays ist ein faszinierender Mix aus verschiedenen Einflüssen, einschließlich spanischer, italienischer und afrikanischer Traditionen. Musik und Tanz spielen eine zentrale Rolle im kulturellen Leben. Tango, der seinen Ursprung in Buenos Aires hat, ist auch in Uruguay sehr beliebt. Der berühmteste Tango weltweit, vom Uruguayer G.H.Matos Rodriguez komponiert, ist das Stück «Cumparsita». Die Argentinier spielten das Stück an der Eröffnung der Olympischen Spiele 2000 in Sidney, was zu Unmut auf höchster diplomatischer Ebene führte. Eine weitere wichtige Musikform ist das Candombe, das afro-uruguayische Wurzeln hat und besonders während des Karnevals gefeiert wird. Die Candombe-Trommeln und die dazugehörigen Tänze sind ein Ausdruck der afrikanischen Kultur, die in Uruguay stark vertreten ist.
Bildung und Gesundheit
Uruguay hat ein gut entwickeltes Bildungssystem, das kostenlosen Zugang zu Grund- und Sekundarschulen bietet. Die Bildung ist für alle Bürger zugänglich, und es gibt auch viele öffentliche Universitäten, die eine hohe akademische Qualität aufweisen. Das Gesundheitssystem in Uruguay ist sowohl öffentlich als auch privat und bietet umfassende medizinische Versorgung.
Soziale Themen
Uruguay gilt als eines der fortschrittlichsten Länder in Bezug auf soziale Rechte. Im Jahr 2012 wurde die gleichgeschlechtliche Ehe und 2013 wurde Cannabis legalisiert.
Das Land hat auch Programme zur Bekämpfung von Armut und initiiert.
MONTEVIDEO
Montevideo bietet eine faszinierende Mischung aus Geschichte, Kultur und Lebensstil. Auf den Spaziergängen durch die verschiedenen Quartiere geniessen wir den bunten Lebensstil der Uruguayer. Ein Mix aus Candombe (Afrolatino Trommelmusik), Flohmärkten, Tango auf der Strasse, kleine Cafés und geschäftige Einkaufsstrassen. Die Altstadt, Ciudad Veja, ist geprägt von Gebäuden der Kolonialzeit, vom Mercado del Puerto (alte Lagerhallen) und dem Hafen. In der Mitte der «Plaza Matriz» steht ein interessanter Brunnen. Der Brunnenstock ist mit Insignien einer Loge verziert. Oben steht ein Engel, der der Kirche in seinem Rücken den Hintern zukehrt. Symbolisch dokumentiert das die Unabhängigkeit von Staat und Kirche. Deshalb ist das Land sehr liberal. An der «Puerta de la Ciudadela», dem alten Stadttor am «Plaza Independencia» beginnt die Neustadt. Hier steht das monumentale Denkmal von Artigas, dem Nationalhelden Uruguays. Hier befindet sich auch der «Palacio Salvo». Er wurde 1928 fertiggestellt und war ursprünglich als Hotel gedacht. Das Design des «Palacio Salvo» ist eine Mischung aus neoklassizistischen und Art-Déco-Stilen. Heute befinden sich das «Museo de Tango», Büros und Wohnungen darin. Mit einer Höhe von 105 Metern war er zum Zeitpunkt seiner Vollendung das höchste Gebäude in Südamerika.
Nordwestlich der «Ciudad Vieja» erstreckt sich das Centro, das geschäftliche und kommerzielle Zentrum Montevideos. Die Avenida 18 de Julio ist die Hauptstraße und bietet eine Vielzahl von Geschäften, Restaurants und Cafés. Hier pulsiert das Leben.
Stadt von oben
Im obersten Stockwert des «Palacios Salvos» befindet sich eine Aussichtsterrasse. Sie bietet einen herrlichen Blick auf den «Plaza Independencia» und die Stadt.
Flohmarkt
Der größte Flohmarkt in Montevideo, bekannt als der „Mercado de Feria de Tristán Narvaja“, zieht jeden Sonntag zahlreiche Besucher an. Dieser lebendige Markt erstreckt sich über mehrere Straßen im Stadtteil Cordón und bietet eine Vielzahl von Waren an: von Antiquitäten und Vintage-Kleidung bis hin zu Kunsthandwerk und regionalen Lebensmitteln. Er ist ein Spiegelbild der vielfältigen Kultur und Geschichte Uruguays und bietet einen authentischen Einblick in das Leben der Einheimischen. Hier treffen wir uns jeden Sonntag um 11 Uhr auf dem Dach des urchigen Cafés des Quartieres mit Serafina und Michel zum Apéro. Sie sind auch begeisterte Landyfahrer. Wir teilen uns einen 40″ Container.
Rambla
Die Uferpromenade Rambla ist ein beliebter Ort für Spaziergänge, Jogging, Radfahren und Angeln mit einem atemberaubenden Blick auf die Bucht von Montevideo.
Cafés und Asado
«La Farmacia», in einer alten Apotheke von 1870, ist ein charmantes, rustikales Café, das für seine gemütliche Atmosphäre und hervorragenden Kaffee bekannt ist. Auch das Café Brasilero mit seiner inspirierenden Atmosphäre ist seit 1877 Treffpunkt von Schriftstellern und Künstlern. Hier geniessen wir köstlichen Café. Im «Mercado del Puerto» ist die Hochburg der rustikalen Beizen, die Asado von der Parrilla (Grillrost) anbieten. Asado ist populär in Argentinien und Uruguay. Dabei werden verschiedene Fleischsorten, meist Rind, über offenem Feuer zubereitet. Asado ist mehr als nur eine Mahlzeit; es ist ein gesellschaftliches Ereignis, wo sich Familien und Freunde treffen. Entsprechend geht’s fröhlich und lautstark zu und her. Auch der Quartier-Fussballclub versammelt sich um ein rostiges Ölfass und brutzelt ein Stück Fleisch auf dem Trottoir an der Strasse. Pura vida!
Museen
In stattlichen Gebäuden der «Banco Republica» befindet sich das «Museo del Gaucho», das dem Leben und Erbe der Gauchos, der traditionellen Viehhirten Uruguays, gewidmet ist. Die Ausstellung umfasst eine Vielzahl historischer Werkzeuge, Kleidung und Dokumente. Im «Palacio Salvos» befindet sich das Tango Museum. Ursprünglich war es nur den Männern erlaubt Kafeehäuser und Bars zu besuchen zu den neuen Rhythmen des Tangos zu tanzen. Später gesellten sich Prostituierte auf den Strassen dazu. Das berühmteste Musikstück „La Cumparsita“ wurde 1916 von dem uruguayischen Komponisten und Pianisten Alberto Hernández in Montevideo komponiert. Der Titel bedeutet „Der Umzug“ und handelt von der Sehnsucht und dem Schmerz der Liebe. Die Melodie und der Text fangen die Traurigkeit und Nostalgie der Menschen in der damaligen Zeit ein.
Wandbilder
Zahlreiche Wandbilder zieren die Straßen und Gassen. Sie sind Ausdruck der lokalen Kultur und spiegeln soziale Themen sowie das Alltagsleben wider. Auch anlässlich der Wahlen (Liste 420 – stimme Si) wurden farbenfrohe Graffiti von talentierten Künstlern geschaffen.
Warten auf den Container
Unser Containerschiff verspätet sich. Die Seefracht ist von Turbulenzen geprägt. In den USA streiken die Hafenarbeiter. Dies führt auch zu grösseren Staus in der Hafenabfertigung in Brasilien. Um den Rückstand aufzuholen werden Häfen nicht angefahren und Container an anderen Orten als die ursprüngliche Destination abgeladen. Unser Landy blieb in Buenos Aires hängen und wartet auf den nächsten Kahn der Reederei. Auch Fahrzeuge der RoRo Schiffe (Autofähren) werden in Buenos Aires nicht abgefertigt, da die Zöllner in einen Warnstreik getreten sind. Da wir in einem gemütlichen, kleinen Hotel sind, geniessen wir auch die Zeit im Pool, beim Lesen und abends den Sonnenuntergang von der Dachterrasse mit Blick auf den Hafen. Unsere Fitness halten wir aufrecht durch 10 – 15 Km walkings der Rambla (20 km) entlang und durch die City von Montevideo. Auf den Ausflug nach Buenos Aires verzichten wir, da wir die argentinische Metropole im Jahre 2011 ausgiebig besucht haben.
Das Musical Bantu und die Tradition des Candombe
Margrit und ich sitzen in Café Jacinto vor unseren Salattellern. Nach einige Zeit spricht und das Paar vom Nebentisch an. Woher? Wohin? Was unsere Pläne seien. Unsere Rückfragen ergaben, dass es Bob Telson und Graciela Corso sind. Bob schrieb zahlreiche Filmmusikstücke und lebt in New York. Gemeinsam produzierten sie das Musical Bantu, das Ende November in Montevideo aufgeführt wird. Graciela Corso schrieb die lyrischen Texte dazu. Leider sind wir schon in Argentinien, wenn das Stück aufgeführt wird.
Die beiden empfahlen uns, am Samstag zur Asoc. Cultural Cuareim 1080 und in die Isla de Flores zu gehen.
In diesem Quartier lebt die afro-uruguayische Gemeinschaft. Sie ist stark mit der Geschichte der afrikanischen Sklaven und ihren Nachkommen verbunden. Um ihre kulturellen Traditionen und spirituellen Praktiken zu bewahren, entwickelten sie während der Kolonialzeit Candombe. Die traditionelle Musik- und Tanzform, die ihren Ursprung in Uruguay hat, war eine Form des Widerstands gegen die Kolonialherrschaft. 2009 wurde Candombe von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt.
In der Isla de Flores versammeln sich Trommler und Tanztruppen. Sie pflegen die afrikanische Musik. Die Vibrationen der Trommeln gehen unter die Haut; die Tänzerinnen sind eine Augenweide. Die authentischen Rhythmen und Lebensfreude berührten uns zutiefst. Ein einmaliges Erlebnis. Ein Erlebnis nicht wie Carneval, sondern Tradition und Gemeinschaft.
Montevideo Hafen
Die Bremerhaven Express bringt endlich den Container mit unserem Landy am Mittwoch, den 13. Nov. nach Montevideo. Wir verschifften am 5. September ab Basel nach Antwerpen. Die Ankunft war am 12. Oktober geplant. Wartezeiten für die Einfahrten in die Häfen, aufgrund Verspätungen in der Lieferkette wurden einzelne, geplante Häfen nicht angefahren und Container auf andere Schiffe, die später abfuhren umgeladen. Tröstlich war, dass mit Containerverschiffung nicht das Fahrzeug aufgebrochen und Sachen gestohlen werden.
Am 15. Nov. um 14 Uhr war Termin beim Agenten, um den Landy aus dem Hafen zu holen. Der ganze Prozess dauerte zwei Stunden (Zollbehörde, Container öffnen, Batterie anschliessen). Erleichtert fahren wir ins Hotel zurück und stellen den Landy in der Garage ab. Mit Serafina und Michel gehen wir ein letztes Mal ins Café Escondite und geniessen eine Pizza Jamón Serrano.
Nueva Helvetia, Hotel Suizo
Unser erstes Ziel war Nueva Helvetia, eine historische Siedlung in Uruguay. Sie wurde 1861 von Schweizer Einwanderern gegründet. Das Hotel Suizo war ein kulturelles Zentrum für die Schweizer Gemeinschaft der Ausgewanderten. Rolf Räber führt es in zweiter Generation. Für Overlander ist es eine beliebte Oase, um in Uruguay «anzukommen». Wir packen unseren Landy reisefertig. Hier treffen wir auch Dorli und Wolfgang. Ihr IVECO hat schon 600’000 km auf dem Tacho. Alte Qualität. Punkt 17 Uhr ruft Dorli zum Apéro. Sie sind seit 5 Jahren in Südamerika unterwegs und überwintern ihr Fahrzeug hier. Früher bereisten sie Afrika und Asien.
Die Gasflasche zu füllen beim örtlichen Gashändler war nicht möglich. Zu wenig Gasdruck. Wir kauften eine 3 kg lokale Flasche und beuten ein Verbindungsstück zum Schweizer Cadac. Funktioniert einwandfrei.
Fray Bentos, Grenzübertritt
Der Grenzübertritt Uruguay / Argentinien war in 15 Min. erledigt. Ausreise-Einreisestempel bei Imigracion; bei der UY-Aduana den TIP abgeben. Dann bei ARG Aduana den neuen TIP (statt Carnet de passage) holen.