5. März / 147 Km; Corryong – Jindabine
Die Snowy Mountains sind das Eingangstor zum Kosciusko National Park, der grösste von New South Wales mit einer Fläche von 1/7 der Schweiz oder 6500qKm.
In den frühen 1950er Jahren baute die Snowy Mountains Authority (SMA) eine Bergstrasse durch den Wald und die Felsen. Auf der Foto ist ein Land Rover Serie II zu sehen, den die Pioniere damals verwendeten. Der Alpine Way wurde 1955 eröffnet und erschloss das Gebiet.
Der Mount Kosciusko (2228 Meter) ist der höchste Gipfel vom Kontinent. Er wurde vom Forschungsreisenden Strzelecki 1840 nach dem polnischen Nationalhelden benannt. Der Berg – für unsere Verhältnisse eher ein Hügel – liegt eingebettet in einer bezaubernden alpinen Landschaft mit glasklaren Bächen und kleine Seen.
6. März / 45 Km; Jindabine – Charlotte Pass
In der Nacht regnete es und am Morgen waren die Hügel wolkenbedeckt. Wir fuhren zum Charlotte Pass hoch (1835 Meter). Hier liegt die Baumgrenze zwischen der Subalpinen und Baumlosen Zone. Die majestätischen Snowgums (Eukalyptus niphophila) sind die einzigen Bäume, die hier wachsen. Wind, Schnee und Eis formen hier wunderschöne Baumkreaturen.
Am Abend gab es ein freudiges Wiedersehen mit Ulli und Reiner. Mit ihnen waren wir auf der Südostasienreise. Ideen und Erlebnisse haben wir bis spät in die Nacht ausgetauscht. Auch die Australier John und Sara, die wir mehrmals in Tasmanien trafen, und Mike aus dem Jura, Schweiz, sind wir begegnet.
7. März / Wanderung auf den Mount Kosciusko
Vom Charlotte Pass über den Summit Walk zum Rawson Pass waren wir beinahe die einzigen unterwegs. Vom Thredbo, einem „Winter Retortendorf“ führt ein Sessellift auf den Pass. Da wurden Heerscharen hochgebaggert. Denn vor Pass auf den Gipfel hat man nur 45 Minuten zu laufen. Bis hierher benötigten wir 2 Std. Das endlose Panorama war beeindruckend über die Hügelzüge und Nationalparks. Wir wanderten weiter über den „Main Range Track zum Mt Northcote, Mt Lee, Carruthers Peak. Am Blue Lake vorbei zurück auf den Charlotte Pass. Margrit und ich schafften die Wanderung in 5 ½ Stunden; der Wanderführer veranschlagte 6.45 Std. Unsere Fitness ist also immer noch grünen Bereich.
8.-10. März / 254 km; Jindabine – Eden
Nach einem Tag an der Sonne fuhren wir über die Hochebene nach Eden an der Twofold Bay. Eden ist eine alte Wahlfangstation; das eindrückliche Museum lässt die Geschichte nacherleben. Hier stiessen wir auf „Old Tom“ – aber dazu später.
Die Buckelwale, die sich auf ihrer jährlichen Wanderung entlang der Küste befanden, wurden von den Killerwalen (Orkas) angegriffen und in der Twofold Bucht an den Strand getrieben. Hier entrissen sie dem Buckelwal die Zunge – eine Delikatesse für Killerwale. Das restliche Walfleisch überliessen die Orkas den Ureinwohnern, die glaubten, dass die Reinkarnationen ihrer Vorfahren dieses Festessen auf den Strand darboten. 1820 liessen sich die Europäer hier nieder und betrieben Walfang. Es kam zu einer weltweit einmaligen Kooperation zwischen Walfängern und Orkas. Wenn die Orkas die Wale in die Bucht trieben, signalisierten sie mit „flop-tailing“, Heckflossenschlag aufs Wasser, dass die Fischer ihre Boote flottmachen sollen und den Wal harpunieren. Als Belohnung bekamen die Killerwale die Zunge und die Lippe der Buckelwale. Die Fischer kochten das Fett zu Walöl. Diese Symbiose Mensch und Orka funktionierte bis 1928 als der letzte Wal erlegt wurde. „Old Tom“ war der Anführer der Orkas. Am 17. September 1930 trieb Toms Leiche in der Twofold Bay. Sein Skelett wurde zum ersten Objekt des Killer Wale Museums, das 1939 eröffnet wurde. Eindrückliche Geschichte.
11.-12. März / 73 Km; Eden – Gillards Beach
Wir fuhren zum Mimosa Rocks National Parks und am Gillards Beach standen wir auf einem der besten Sites direkt am Meer. Der Strand ist enorm lang und weist eine Brandung mit hohen Wellen auf. Wir genossen die Ruhe und das Meeresrauschen während zweier Tage.
Als Margrit und ich gemütlich unter dem Sonnendach sassen und plauderten, kroch plötzlich ein 1 Meter langer Goanna zwischen unseren beiden Stühlen unter dem Landy hervor. Wir deponierten unsere Füsse schleunigst auf dem Tisch. Mit diesem Urgetier von Echse hatten wir nicht gerechnet. Eigentlich sind sie ungefährlich, wenn ihnen der nötige Sicherheitsabstand gewährt wird. Anderfalls werden sie angriffig und beissen. Mit dem Resultat, dass man sich eine Infektion einhandelt. Wir plauderten mit unseren Nachbarn Ross und Sandra. Wie so oft erhielten wir wieder viele Tips und Ideen von Örtlichkeiten, die nicht in den Reiseführern oder Wikipedia erwähnt sind. Am Abend hatte wir noch Besuch von etwa 10 Wallabies und Kängurus – einige mit Nachwuchs im Beutel.
13. März / 40 Km; Gillards Beach – Bermagui
Bermagui ist ein altes Fischerörtchen, das eine lange Tradition der Sport-Hochseefischerei hat. Marlin, Schwertfische etc. Wir begnügten uns, im Hafenbeizli ausgezeichnete Fish & Chips zu essen. In den Strandfelsen hat es einen Beach Pool aus den 1930er Jahren.
14. -15. März / 85 Km; Bermagui – Tilba Central – Dalmeny
Das Dorf Tilba stammt noch aus dem vorletzten Jahrhundert. Viele Häuser sind noch im Originalzustand. Das Tea House könnte aus dem ländlichen England stammen. Earl Grey und Scoones schmeckten vorzüglich. Im vollgestopften Lederwarengeschäft roch es nach Sattlerei. Das Anschlagbrett beim Postamt war eine Schiefertafel mit Notizen (Suche, Verkaufe).
Nach einem Strandspaziergang sassen wir am Abend um ein Camp Fire herum. Seit langem war es wieder erlaubt, Feuer zu entfachen, da die Trockenheit nicht mehr so ausgeprägt ist. Die meisten Bush Fires sind durch Niederschläge gelöscht worden.
16. März / 82 Km; Dalmeny – Batman Bay
17. – 19. März / 180 Km; Batman Bay – Canberra
Wir fuhren über die Ranges auf 800 Meter hinauf. Die Strasse führte durch Eukalyptuswälder, Weideland, kleine Dörfer und Weiler. Die Farmen waren weit verstreut und abgelegen.
Canberra
Nach so vielen Nationalparks, Bush, Stränden und alpinen Regionen suchten wir die Abwechslung und Gegensätze in Canberra.
Im Zuge der Staatsgründung des Commonwealth of Australia wurde 1901 eine Hauptstadt gesucht. Sydney und Melbourne stritten sich um die Vorherrschaft. Schliesslich einigte man sich 1908 auf die unbekannte Landgemeinde Canberra. 1911 gewann der amerikanische Landschaftsarchitekt Walter Burley Griffin den Architekturwettbewerb. 1913 wurde mit dem Bau begonnen. Der 1. Weltkrieg, Wirtschaftskrise, der 2. Weltkrieg etc. sorgten für Verzögerungen. 1927 wurde das provisorische Parlamentsgebäude eröffnet und 1988 mit der 200-Jahrfreier Australiens und der gleichzeitigen Eröffnung des New Parliament House durch Queen Elizabeth II schaffte Canberra die internationale Anerkennung. Das Old Parliament House war von 1927 bis 1988 Sitz des australischen Parlamentes.
Die Stadt ist grosszügig angelegt. Ein kleines Zentrum und die weite Parklandschaft schaffen Ruhe und Weite. Ein erfrischender Gegensatz zu anderen Hauptstädten.
Um ein Land, seine Menschen und ihre Geschichte zu verstehen, ist ein Museumsbesuch ideal. Wir besuchten das 2001 eröffnete, grandiose „National Museum of Australia“. In der betont schlichten und asymetrischen Architektur wird die Geschichte des Landes, die Wirtschaftsentwicklung sowie das Leben der verschiedenen Ethnien mit modernster Museumsdidaktik dargestellt.
Auch die Leidenschaft der Australier zu Campen und den Wirtschaftsaufschwung der 50er Jahre zu dokumentieren, fanden ihre Symbolik: einer der ersten FJ Holden mit einem Caravan im Schlepptau wird ausgestellt. Aber auch die Abenteuerlust hat ihre Symbolik: Francis Birtles fuhr von London über Alesxandria, Baghdad, Calcutta, Burma, Rangoon, Georgetown, Singapore, Darwin, Brisbane, Sydney nach Melbourne – und dies 1928 mit seinem „Bean – Sundowner“ (Sundowner hat in Australien ursprünglich nichts mit Apéro zu tun. Ein Sundowner war ein Wanderarbeiter, der vor Sonnenuntergang seinen Swang – einfaches Zelt – ausrollte um zu nächtigen).
Uns hat es sehr beeindruckt; wir verbrachten mehrere Stunden in der informativen Ausstellung.
Ein weiterer Höhepunkt war für uns das „Australian War Memorial“, das den australischen Opfern aus sieben Kriegen der letzten 100 Jahre gewidmet ist. Die Gedenkstätte ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten. Alle Konflikte, von Gallipoli 1917 bis hin zu Irak und Afghanistan sind eindrücklich präsentiert. Interessant war für uns die australische Sichtweise; eine etwas andere als die europäische und amerikanische ……
20.-21. März / 230 Km; Canberra – Kangaroo Valley
Wir verliessen Canberra und fuhren Richtung Sydney. Nach etwa 100 Km zweigten wir ab und nahmen die Mossvale Road zum Kangaroo Valley. An der Kante des Hochplateaus im Morton National Park stürzen die Fitzroy Falls 81 Meter in die Tiefe. Wir hatten einen grandiosen Ausblick in das Kangoroo Valley.
Wir nächtigten im Bushcamp am Kangaroo River. Nomen est omen. Nebst vielen Kängurus leben hier auch unzählige Wombats. Die drolligen Tiere, so gross wie ein Spanferkel, pflegen hier im Bushcamp eine eigenartige Tradition. Ein Deutscher, der vor 30 Jahren nach Australien auswanderte und nun im Outback lebt, meinte: „when you see at night a shaking trailer – the silver nomads are not making sex in their rooftent, but the wombats are scratching the back under their vehicle“. Nach der Dämmerung grasten etwa zehn Wombats in nächster Nähe. Sie schaukelten auch unseren Landy und kratzten sich ihren Rücken am Unterfahrschutz des Differentials.
Es hat sich wieder mal bestätigt, dass Reisen mit einem Land Rover Defender ganz spezielle Begegnungen ermöglichen. Nicht nur weil wir mit unserem Landy auf Augenhöhe mit den Menschen sind, auch wegen unseres speziellen Umbaus mit einem Hubdach und der Alusandbleche statt der Plastic-Maxxtrax. Beides nicht so häufig in Australien.
Kaum hatten wir uns auf unserem Lagerplatz installiert, kamen wir bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch mit einem australischen „Urgestein“. Nennen wir ihn John oder Stan. Er ist Saphir-Miner (Schürfer) und auf der Durchreise zurück ins Outback. Ein gegerbtes, zerfurchtes Gesicht mit einem buschigen Graubart und das ganze überdacht mit einem mehr als abgenutzten Schlapphut. Er wurde wieder Grossvater und besuchte die Enkel. Die Reisestrecke hin und zurück beträgt über 3’000 Km oder quer über den Kontinent von Melbourne nach Darwin. Im Verlaufe des Vormittages erzählte er uns aus seinem Leben, weshalb er seit ein paar Jahren im Bush lebt. Wie er mit dem Presslufthammer schürft in seinen Claims. Stories vom Leben im Outback. Zahlreiche Miner versuchen ihr Glück; aber etliche sind Millionäre geworden. Man sähe den Diggern ihren Reichtum nicht an, da sie oft zerschlissenes und staubiges Outfit haben. Die Touristen, das sind alle die nicht auf den Claims im Outback leben, betrachten die Miner oft abschätzig, weil sie schmutzige Kleider hätten, dreckig seien und Lehm in ihren Haaren klebt. Das gibt es halt in den Löchern da unten beim Arbeiten mit dem Presslufthammer bei über 40 Grad, Staub und Dreck. Die Bushies fühlen sich wohl mit dem „way of life“ im Outback und der Unabhängigkeit und Freiheit. Etliche sind untergetaucht vor den Behörden, der Polizei, der Familie, Verwandtschaft oder ihren Gläubigern. Dort draussen fragt niemand nach der Vergangenheit oder der Identität. Es gibt nur Vornahmen, und ob die echt sind, interessiert Niemanden. Keiner weiss, wieviele Schürfer auf den Claims leben. Der Staat versuche schon lange, die Funde zu besteuern……Um anonym zu bleiben, lassen die Schürfer die Steine oft durch „Runners“ verkaufen. Diese erhalten für ihre Dienstleistung eine Kommission. Bis vor einiger Zeit stammten rund 80 % der Saphire, die auf dem Weltmark gehandelt wurden, aus Australien. Das Saphir-Schürfen sei oft ein one-man-business. Da gäbe es keine Minenunternehmen, nur Einzelfiguren. John unterscheide die Menschen nicht nach ihrem Reichtum. Es gebe „poor blokes“ (arme Menschen) und „rich blokes“ (reiche Menschen). „Rich blokes are only poor blokes with money.…..“. Auf seinem Handy zeigte er uns Saphire in allen Farben im Wert von mindestens 300’000 Dollars. Seine Kinder jammern über die Geschenke an „Chrissie“ (Weihnachten) oder Geburtstagen: „Nein nicht schon wieder – sie hätten schon genug von dem Zeug (Saphire“). John, oder heisst er Stan, war ein „ridgy-didge mate“, ein echter, orgineller Kumpel. Aus Gründen der Vertraulichkeit setzen wir die Fotos mit ihm nicht auf den Blog.
Es war wieder mal eine der Begegnungen, welche unter anderem die Würze des langsamen Reisens ausmachen.
22.-24. März / 90 Km; Kangaruoo Valley – Werri Beach
25. März / 43 Km; Werri Beach – Bulli Beach
Kangaroo Valley fuhren wir über die Tourist Road an die Küste. Die Landschaft war ähnlich wie in England. Alter Baumbestand, grüne Weiden und enge Strässchen.
In Werri Beach hatten wir einen schönen Campground und Margrit konnte Wäsche machen wir pflegten das gemächliche Reisen. Auf unseren Standwanderungen sorgten nicht nur Gesteinsformationen für Unterhaltung, sondern auch Wellenreiter.
Die Küstenstrasse der „Sea Cliff Bridge“ gilt als Geheimtip bei den Australiern vor allem weil sie von weniger Touristen befahren wird.
26. März / 97 Km; Bulli Beach – Blackheath, Blue Mountains
Nun verliessen wir die Küste und fuhren in die Blue Mountains.
Wir informierten uns im NP-Heritage Centre über die Sehenswürdigkeiten und beschaffen Kartenmaterial. Vom Govet Leap Lookout wanderten wir zum Horse Shoe. Auf dem Rückweg trafen wir Bernhard und Karin von Köln, die mit ihrem Mercedes-Truck Australien bereisen.
27. – 30. März / 160 Km; Katoomba – Jenolan Caves – Katoomba
Zum Pflichtprogramm im Hauptort der Blue Mountains gehören der Echo Point, Three Sisters, Gordon Falls Lookout und Sublime Point Lookout.
Die Jenolan Caves sind eine Höhlengruppe im Weltnaturerbe Blue Mountains.
Sie entstanden vor mindestens 340 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Karbon
Die Gundungarra kannten die Höhlen als Binoomea (dunklen Ort) und mieden ihn zumeist. Durch Weiße entdeckt wurden die Jenolan Caves erstmals vom Viehzüchter James Whalan 1838. Zum ersten Mal wurde eine Höhle 1880 elektrisch beleuchtet und 1887 wurde das erste elektrische Licht dauerhaft installiert – mehrere Jahre bevor Sydney elektrifiziert wurde. Wir besuchten den River Cave mit über 1000 Stufen rauf und runter. Der Fluss Styx hat mehrere smaragdgrüne Pools im Untergrund geformt. Interessant darin sind die Spiegelbilder der Stalaktiten an der Höhlendecke.
31. März / 154 Km Blackheath – Mount Wilson
Bei Sonnenschein fuhren wir zum Evans Lookout. Dort starteten wir unsere 3 stündige Wanderung durch den kühlen Grand Canyon. Der Track durch die Sandsteinschlucht ist von zahlreichen Wasserfällen, Farnbäumen und Grasbäumen gesäumt. Der Bach hat viele Felskavernen ausgehöhlt. Der historische Track, seit 1907, liegt im Zentrum des Weltnaturerbes.
Auf kurvenreichen Strassen fuhren wir zum Mount Wilson. Dort campierten wir im Cathedral Reserve. Siehe da, ein blauer VW T3 mit Schweizer Kennzeichen. Ralph und Denise sassen beim Sundowner. Sie bereisten Kanada, USA, Neuseeland und jetzt Australien. Wir verbrachten zwei Tage mit Campfire, plaudern und wandern. Erstmals sahen wir eine Gottesanbeterin aus dem Kokon schlüpfen.