Der Bundesstaat Rajasthan entstand 1949 aus 22 feudalen Fürstentümern. Er erstreckt sich im Westen von der riesigen Wüste Thar bis in die Nähe zu den Ruinen des antiken Delhis. Rajasthans extravagante Paläste, mächtige Festungen und verzierte Tempel bilden eine der grössten Ansammlungen architektonischer Denkmäler. Rajasthan ist eines der wichtigsten Gewürzanbaugebiete Indiens. Der grösste Korianderumschlagsplatz befindet sich hier. Auch die wichtigen Curry-Bestandteile Bockshornklee und Kreuzkümmel werden hier im grossen Stil angebaut.
10. Feb. / Neemuch – Udaipur, 140 Km; Rajasthan
Heute Abend ist Bergfest. Dies ist in der Mitte der Reise. Bergfest auf dem Gipfel deshalb, weil die Hälfte der begleiteten Abenteuerreise hinter uns liegt. Aber nicht jeder Berg ist so gleichmässig symetrisch wie der Niesen von Oberhofen aus gesehen. Zumal die erste Hälfte nicht die erste Hälfte Margrit’s und meiner Reise ist. Unsere geht dann hoffentlich noch weiter in Australien. Deshalb wäre „Älplerchilbi“ angemessener. K.A. liess die Ereignisse der ersten 164 Tage der Reise in launischen Versen revuepassieren.
11. – 12. Feb. / Udaipur / Rajasthan
In Udaipur leben rund 470’000 Einwohner. Seine malerische Kulisse ist Schauplatz zahlreicher Filme. Unter anderem wurde hier 1983 der James Bond Film „Octopussy“ gedreht. Im 16 Jh. prosperierte die Stadt, die nach und nach um den vornehmen Stadtpalast am Ostufer des Sees herum wuchs. Im 18 Jh. verbündeten sich die Herrscher Udaipurs mit den Briten und behielten die Unabhängigkeit bis 1947, als der berühmte Staat Mewar schliesslich in die neugegründete Nation Indien aufging. Eine wahre Farbenpracht sind die Turbane der Männer, mit ihren gezwirbelten Schnurrbärten und den schönen Saris der Frauen.
Bereits 2012 bereisten Margrit und ich in einer kleinen schweizer Reisegruppe, geführt von Juzef Edelmann, Rajasthan. Somit sind uns doch einige der Sehenswürdigkeiten vor Ort bekannt. Auch auf dieser Reise besichtigen wir den Stadtpalast. Der wunderschön über dem malerischen Pichola-See gelegene Palastkomplex ist nicht nur der grösste Palast Rajasthans, sondern auch einer der schönsten Paläste Indiens. In einem Teil des Palastes wohnt immer noch der Maharana. Ein grossteil der Gebäude ist als Museum öffentlich zugänglich.
Zum Sonnenuntergang unternehmen wir noch eine Bootsfahrt auf dem Pichola-See und geniessen Udaibpur im Abendlicht.
Anderntags gehen wir mit T & M nochmals in die Stadt. Auf der Dachterrasse des Hotel Lake Pichola geniessen wir ein leckeres Mittagessen und die herrliche Aussicht auf die Altstadt von Udaipur.
13. Feb. / Udaipur – Ranakpur, 80 Km; Rajasthan
Am Nachmittag besuchten wir das Nonplusultra der Tempelbauten. Im 15. Jh. liess ein reicher Kaufmann, der dem Jainismus anhing, einen Tempel aus Marmor erbauen. Der Haupttempel wurde 1439 erbaut. Seine 4 Stockwerke stehen auf einer Plattform von 72 x 72 Metern und werden von 1440 Marmorsäulen, die kunstvoll von den Steinmetzen behauen wurden, getragen. Keine Säule gleicht der andern! Im Innern stehen 72 verzierte Schreine. Die Architektur ist geprägt von den Zahlen 4 und 72.
14. Feb / Ranakpur – Jodhpur, 170 Km; Rajasthan
Am Nachmittag hatten wir die Gelegenheit, die ethnische Minderheit der Bishnois zu besuchen. Sie befolgen 29 Gebote, die das Gemeinschaftsleben und die Beziehung zur Natur regeln. Ihre Einkünfte stammen von Handwerkserkeugnissen, Weberei und Opiumerzeremonien.
15. Feb. / Jodhpur; Rajasthan
Die „Blaue Stadt“, benannt nach den unzähligen blauen Häuserfassaden, ist geprägt vom 1459 erbauten, majestätischen Mehrangarh Fort. Der blaue Fassadenanstrich entsteht, wenn dem weissen Gipsverputz Indigo beigemischt wird. Dies zum Schutz gegen Insekten und Sonneneinstrahlung. Mitglieder der Bramanenkaste wohnen in den Häusern. Die Maharadschas wurden auf einem eigenen, königlichen Einäscherungsgelände verbrannt und die Asche beigesetzt. Das Sonnenlicht in Jodpurs engen Gassen der Basare ergibt schöne Fotomotive.
15. Feb / Jodhpur – Siner; Wüste Thar
Der Grossteil der Wüste Thar, d.h. rund 85 % ihrer Fläche, erstreckt sich entlang der indisch-pakistanischen Grenze. Entsprechend hat es zahlreiche Militärcamps in der Wüste.
Am Nachmittag fahren wir zu der Familie von Sumer. Sie lebt mit ihren Tieren auf den Winterweiden. Im Sommer ziehen sie ins Dorf. Wir campen auf einem Naturplatz. Sumer’s Familie hat für uns ein leichtes Wüstennachtessen gekocht: Ziegenfleisch (ganz frisch geschlachtet), Hirsebrot, Maismehl mit Buttermilch zu Pasta verarbeitet und als Dessert Reispudding.
16. Feb. / Siner – Jaisalmer, 270 Km; Rajasthan
17. Feb. Jaisalmer / Rajasthan
Am 17. Besichtigten wir die „Goldene Stadt“ Jaisalmer. Gelb deshalb, da die Befestigungsanlagen aus gelben Sandstein erbaut sind. Sie ist die Wüstenstadt par excellance. Jaisalmer wurde bereits im 12. Jh. gegründet und ist somit fast 300 Jahre älter als Jodpur. Dank der Lange am „Zubringer“ zur Seidenstrasse in Zentralasien wurde die Stadt ein wichtiger Umschlagplatz für Seide, Opium und Gewürze. Die Stadt gelangte zu beträchtlichem Wohlstand. Die Kaufleute bauten Bürgerpaläste, Havelis genannt. Mit dem Aufstieg Bombays als Hafenstadt war der Überlandhandel rückläufig und entsprechend der Wohlstand Jaisalmers.
Den Sonnenuntergang genossen wir auf einem Dromedarrücken in der Wüste.
18. Feb. / Jaisalmer – Phalodi, 170 Km; Rajasthan
Früher lag Phalodi auch auf der lukrativen Karavanenroute. Heute verirrt sich kaum ein Tourist in diesen Ort. Auch hier gibt es unzählige Havelis. Etliche sind jedoch verlassen, da die Familien nach Mumbai oder Delhi umgesiedelt sind. Sehenswert ist der relativ kleine Jain „Glass Temple“. Seine Dekoration widerspiegelt die Güter der Seidenstrasse. Glasdecke aus Belgien, Delfter Porzellan, Marmor Fussboden aus Carrara und Chinesische Malereien. Diesen Jain Tempel wollten wir besuchen. Herr Moolchand öffnete die verschlossenen, alten Türen für uns. Wir durften sogar fotografieren, obwohl der Tempel noch eine Zeremonienstätte war. Im Anschluss führte er uns in sein Haveli. Sein Vater sammelte über 60 Jahre lang Gebrauchs- Kult- und Kunstgegenstände der Region. Heute ist es ein respektables Museum.
In der Nähe von Palodi überwintern Jungfernkraniche. Sie stammen aus dem Altai (Pamirgebirge) und Kasachstan. Ihre Flugroute ist vermutlich über der Karakorumhighway nach Nordwestindien. So können sie die 7000er und 8000er Berge umfliegen.
19. Feb. / Palodi – Deshnok, 270 Km; Rajasthan
Der Karni-Matar-Tempel (Rattentempel) ist der heiligen Marni Mata geweiht. Sie war überzeugt, dass alle Menschen als Ratten wiedergebohren würden. Zigtausend Ratten bewohnen den Tempel, die den Einheimischen als Inkarnation ihrer Mitmenschen gelten und deshalb liebevoll versorgt werden. Im Tempel leben nur 5-! weisse Ratten, die besonders Glück bringen sollen, wenn man sie sieht. Margirt sah eine davon. Zahlreiche Brautpaare heiraten hier.
20. – 21. Feb. / Deshnok – Pushkar, 170 Km; Rajasthan
In Pushkar findet im November der Kamelmarkt statt. Aber der Ort ist auch bekannt für die Tempelanlagen. Hier befindet sich einer der wenigen Tempel, die dem Gott Brahma gewidmet ist. Im Puskhar-Lake wurde auch ein Teil der Asche von Mahatma Gandhi beigesetzt.
23. Feb. / Pushkar – Jaipur, 140 Km; Rajasthan
Jaipur ist die Hauptstadt Rajasthans und neben Agra und Delhi eines der top-Touristenziele. Die „pink-City“. 1876 wurden die Gebäude der Altstadt rosa angestrichen. König Edward VII kam zu Besuch. Rosa, Farbe der Gastfreundschaft. Der „Palast der Winde“ ist sehenswert. Die Architektur der Fenster u. Fassade sorgt dafür, dass immer ein kühler Luftzug herrscht. Die vergitterten Fenster ermöglichten den Haremsdamen das Geschehen auf der Strasse zu beobachten, ohne selbst gesehen zu werden. Jantar Mantar, das Astrolabium ist bekannt für die Darstellungen der Gestirne. Also eine antike Sternwarte.
23. Feb. / Fort Amber; Rajasthan
Das Fort Amber ist UNESCO-Weltkulturerbe und wurde Ende des 16. Jh. erbaut. Der Komplex besteht aus mehreren eindrücklichen Gebäuden. Wir bestiegen die erhöhte Festung auf klassiche Art und Weise: auf dem Rücken eines Elefanten.
24. Feb. / Jaipur – Ranthambore, 150 Km; Rajasthan
1981 wurde das Gelände, das dem Haharaja von Jaipur gehörte, zum Nationalpark erklärt. 62 Tiger leben heute im Park und die Wahrscheinlichkeit ist relativ gross, dass man einen Tiger in freier Wildbahn vor die Linse bekommt. Wir fuhren am späteren Nachmittag mit Jeeps in das grosse Gelände. Vorerst sahen wir zahlreiches Rotwild. Auch 5 Süsswasserkrokodile sonnten sich in einem Tümpel. Plötzlich kam Unruhe in die Truppe. Die Jeeps preschten in einen schmalen Waldweg. Im Nu standen 10 Fahrzeuge verkeilt auf dem Waldweg und behinderten sich gegenseitig. Nur die Gäste der ersten 3 Jeeps konnten in 150 Meter Entfernung einen schlafenden Tiger sehen. Der Verhandlungsbasar, die ersten Jeeps sollen zurückfahren, dass die nahfolgenden auch den Tiger sahen, war grösser als an einem indischen Bahnübergang. Keiner gab nach, das Geschrei der Rangers war indisch laut. Zum Glück hatte der Tiger den Bauch gefüllt. Ansonsten wäre vermutlich Panik ausgebrochen, da kein Fahrzeug hätte fliehen könnte. Die Ranger waren auch nur mit Handys bewaffnet….Da es sehr viel Hirsche und Antilopen im Park gibt, haben die Tiger reichlich zu fressen.