Es gibt Fahrstrecken, die uns besser in Erinnerung bleiben als andere. Oft sind sie geprägt von Begegnungen mit Menschen. Wir lachen mit ihnen oder kaufen ihnen ihre Erzeugnisse ab. Unsere „Mittagessen“ an Fahrtagen bestehen oft aus Samosaas (mit Gemüse und Kartoffeln gefüllte dreieckige, frittierte Teigtaschen. Oder Pakoraa – Gemüse / Chillischoten in einer Panade aus Kichererbsenteig gebacken. Interessant sind die verschiedenen Geschmacksrichtungen und die Schärfe der Gewürze je nach Region. Aber auch spannend sind die verschiedenen Tätigkeiten, welche die Menschen verrichten. Solche spontanen Begegnungen sind eher möglich und verhältnissmässig mit einem Landy als mit einem Expeditionstruck.
Baumwolle
Wir sind auf unserer Reise schon an zahlreichen Baumwollfeldern vorbei gefahren. Jetzt sind sie abgeerntet. Die Kleinbauern verkaufen ihre Ernte den Zwischenhändlern. Gewogen wird mit einer alten Balkenwaage. In den Hallen der Sammelstelle wird die Baumwolle gereinigt und zu Ballen gebunden, die dann auf Lastwagen zu den Grossabnehmern gefahren wird.
Kohlearbeiter
Die Arbeiter sind stolz auf ihre Tätigkeit. Auch wenn die Arbeit mühsam und staubig ist. Sie posieren für ein Foto und präsentieren sich im besten Licht. Heben sie die Kohlebehälter, so zeigen sie ihre Körperkraft und strahlen. Mit Traktorfuhrwerken wird die Kohle in den Dörfern an die Menschen verkauft. Dort wo keine Kohle verfügbar ist, sammeln die Frauen den Dung der Kühe und trocknen ihn zu Brennmaterial.
Hochzeitsfest
Wir halten spontan am Strassenrand, weil Musik spielt und eine Hochzeitskutsche auf das Brautpaar wartet. Wir schauen dem Treiben eine Weile zu und schaffen Augenkontakt mit den Menschen. Ein Lächeln, das signalisiert, ob wir ein Foto von ihnen machen dürfen. Jaaa!!! Gleich posiert die Jungmannschaft. Der Brautvater lotst uns in den Garten des Gebäudes und fordert uns auf, Fotos von der Hochzeitsgesellschaft zu machen. Der Bräutigam hat ein stattliches und reich verziertes Gewand an. Die Braut wird von den Brautdamen noch geschmückt. In der Zwischenzeit wird der Bräutigam unter viel Gelächter der jungen Damen „gefüttert/gemästet“ – wohl dass er die Hochzeit (und Hochzeitnacht ?) durchsteht. Zu guter Letzt lädt uns der Brautvater ein, am anschliessenden Fest teilzunehmen und zu bleiben. Das ist indische / orientalische Gastfreundschaft. In unseren Breitengraden ist diese spontane Herzlichkeit eher rar. Wir wären noch so gerne geblieben, hatten aber noch eine längere Tagesetappe vor uns.
Begegnungen am Strassenrand
Drei Rituale haben sich in Indien bei uns herauskristallisiert. Samosaas für’s Mittagessen kaufen, einen Blumenkranz mit Jasminblüten zu erwerben und über den Rückspiegel zu hängen – ersetzt das Blumenfenster von zu Hause! Das 3. Ritual ist einen Chai zu trinken. Das ist heisser Gewürztee. Bestehend aus Schwarztee mit Milch, Ingwer, Kardamomen und reichlich Zucker. Serviert wird er in sehr kleinen Gläsern oder Tässchen (1/2 dl). Da der Chai uns sehr schmeckt, halte ich die 3 dl-Thermotasse von LL Bean’s (Geschenk von Combo) hin und muss darauf bestehen, dass sie randvoll gefüllt wird. Die Freude der Tee-Frau ist jeweils gross, dass ihr Tee dem Touristen schmeckt.
An der Tankstelle zählte ich in einem 4-Türigen Klein-Taxi 19 ! – ja 19 ! Menschen. Zugegeben, es waren auch einige Schulkinder dabei. So liesse sich der morgendliche Pendler-Dichtestress bei uns zu Hause auf dem Zürcher Nordring, Schweizerhalle oder Grauholz auch etwas entschärfen…..
Am Narmadafluss in Omkareshwar haben wir unser Camp aufgeschlagen. Der Ort wird von vielen Pilgern besucht. Hier besuchten uns drei Sadhus („Bettel“-Mönche). Sie interessierten sich für unseren Landy, woher wir kommen, ob wir Kinder haben, wie uns Indien gefällt etc. für solche Gelegenheiten hat Margrit hat ein kleines Fotoalbum angefertigt. Familie, Dorf, Basel, Alpen, Schnee, Kühe etc. sind abgebildet. So lässt sich auch kommunizieren, wenn wir des Hindi nicht mächtig sind.