Auf dem Weg nach Riga (Sept. 2017)

Auf der deutschen Autobahn Richtung Kiel fuhren wir gemächlich zwischen den LKW’s und dies mit 2300 Touren und 90 km/h ganz nach dem Motto das auf unserem Landy steht: „Trucks first – My landy second“. Allfällige Analogien wären rein zufällig.

Nach 1000 km erreichten wir die Kieler Förde und haben ein paar Tage die steife Brise der Ostsee genossen. Mit der Fähre schipperten wir ins Baltikum nach Klaipeda / Litauen.

In Klaipeda unternehmen wir einen Ausflug zur Kurischen Nehrung. Um auf die Nehrung (Dünenküstenstreifen) zu gelangen, setzten wir mit einer kleinen Fähre über den Meeresarm. Dies für € 30.-, was mir doch ein stattlicher Tarif für 400 Meter Fährstrecke erschien. Die grossen Reisecars hatten gemäss der Tariftafel den selben Preis zu bezahlen. Ich händigte den verlangen Betrag der jungen Dame im Holzhäuschen aus und erkundigte mich nach einer Erklärung für den Tarif, den wir für den Landy bezahlen mussten. Der Fährpreis der Reisecars war derselbe Betrag. Der Landy sei doch ein Personenwagen mit Aufbau und kein 40-Personengefährt. Ihre Erklärung liess Margrit und mich schmunzeln und waren die € 30.- wert. „Your car is a „WALK-MOBIL“. Orginelle littauische Bezeichnung für den Landy mit 4×4 und Geländegang.

Der Landy hat soeben 50’000 Km auf dem Tacho (Baujahr 2003).

Auf direktem Weg fuhren wir anschliessend die 350 km nach Riga. Kurz vor der estnischen Grenze fuhren wir mit gemächlichen 85 Km/h über Land. Ein Polizeiauto am Strassenrand. Davor stand eine kellenwinkende Politesse – unsere erste Polizeikontrolle. Etwas unwirsch verlangte sie die Fahrzeugpapiere, den Pass und den Fahrausweis. Etwas unsicher erkundigte sie sich, was für eine Fahrzeugkategorie denn unser Landy habe und leierte die eurpäischen FZ-Gewichtsklassen runter. „Nein, das ist kein LKW“ – „no turck, but a regular car“. Nach einem Telefonat mit der Zentrale / oder dem Kollegen mit der Geschwindigkeits-Laserpistole hinter dem Gebüsch konnten wir weitertuckern. Nach einer Weile dämmerte es uns: „LKW = 80 Km/h, PW = 90 Km/h“

Hier ein paar Impressionen von Riga:

Abschied von zu Hause (August 2017)

Nach einer Vorbereitungszeit von mehr als einem Jahr ist es soweit! Unsere Reise um den Globus hat begonnen. Im August 2017 fuhren wir zum Abschied einmal um den Dorfbrunnen. Vom iPod trällerte der australische Song „On the road again“ und „Walzing Mathilda“, ein Volkslied von Downunder. Als wir die erste Grenze – eine von über 50 Grenzstationen – überquerten, kam das grosse Reisefieber auf. Margrit und ich strahlten uns an – „Jetzt geht das grosse Abenteurer los!!“.

Unserer Weltreise (2017 – Ende 2019)

Wie reisen wir?
Wir reisen mit unserem Defender Td5, Bj 2003, der 48`500 km auf dem Tacho hat. Das Fahrzeug war ein Geschenk des Weihnachtsmannes (J.W.). Das Glück war uns wohlgesinnt, dass wir den Landy in tadellosem, gepflegten Zustand erwerben konnten. Herzlichen Dank! Der Landy hat keinen Partikelfilter, der bei schlechtem Diesel und in der Höhe verstopfen kann. Ein Fass mit Dieselzusatz Adblue (Harnsäure um der Euronorm 6 zu entsprechen) müssen wir auch nicht mitschleppen.

Unser Landy heisst „Mungg“; das ist Bärndüütsch für Murmeltier. Munggen hüpfen von Stein zu Stein und kraxeln steile Hänge hinauf.

Letzten Herbst erhielt der Landy noch ein verstärktes Fahrwerk und einen Zusatztank. Anfangs Jahr wurde der Landy mit einer Azalai-Kabine – Swiss finish – bestückt. Anna ist unser technischer Coach für Mechanik, Service und Unterhalt. Sie trimmte den Landy reisefertig und bestückte ihn mit ein paar Service- und Ersatzteilen.

Eine Reise von der Schweiz/Deutschland nach Südostasien ist die Abenteuer pur. Sie verlangt physische und psychische Belastung von den Reisenden. Flexibilität, Sozialkompetenz, Vorurteilslosigkeit und Offenheit für andere Kulturen und Menschen, wie sie leben. Das sind Voraussetzungen für diese Reise, damit sie als Genuss und Freude erlebt werden kann. Ebenso werden Material und Fahrzeug strapaziert und belastet. Aber es ist eine Reise des Lebens. Wir würden sie sofort wieder unternehmen – hätten wir nicht noch andere Pläne.

Auf unserer Reise nach Südostasien sind wir mit mehreren Overlandern unterwegs. Australien bereisen wir individuell während einem Jahr. Gemeinsam sind die Grenzübertritte wegen der umfangreichen Formalitäten, Stadtführungen durch lokale Guides und die Übernachtungsplätze. Ansonsten sind wir individuell – in unserem Rhythmus und unseren Interessen – unterwegs. Dabei haben wir Freundschaften geschlossen mit Overlandern, die dieses Abenteuer während einem Jahr mit uns in Angriff genommen haben. Für uns ist es die „ver-rücktesten“ Reise unseres Lebens. Vor ein paar Jahren wäre dieses Reise politisch und logistisch in dieser Zeitspanne gar noch nicht zu realisieren gewesen. (Im Nachhinein hat sich herausgestellt, dass diese lange Reise in dieser Form bisher die einzige war in den letzten vier Jahren und es möglicherweise für längere Zeit bleiben wird. Geschlossene Grenzen aufgrund der Covid-Pandemie, politische Unruhen und Massenproteste in einzelnen Ländern sind die Ursachen).

Die erste Wäsche trocknet.

Unser Zuhause für diese Reise misst 2 x 3 Meter. Zugegeben, dies entspricht nicht den Europäischen Menschenrechts-Konventionen. Dies ist aber artgerechte Haltung von Overlandern.

Wir haben Fernsehen! Satelitenschüssel (Reserverad) und Soundbox (Alukiste mit Wanderschuhen drin) sind auf dem Landy-Dach montiert. Der Flatscreen ist die Windschutzscheibe mit Blick über die Motorhaube und abwechslungsreichen Programmen. Die Music-Hall ist bestückt mit einem iPod (130 GB), 6000 Musikstücken und einem mini-Sony-Ghettoblaster (sorgt manchmal für Ghetto in der Hütte…). Auch eine Waschmaschine ist vorhanden. Ein 20 Liter Kanu-Sack wird morgens mit Wäsche gefüllt. Tagsüber beim Fahren läuft der 40 Grad-Schongang und abdends kommt die Wäsche auf die Tumblerleine. Das ist Landy-Luxus oder „mit 66 fängt das Leben erst an“.

Jetzt im Ernst: Das Azalai hat einen 2-Flammen-Kochherd, Spüle mit warmem u. kaltem Wasser, 40 Liter-Kühlschrank, Wassertank für Trink- und Brauchwasser, Ess- und Arbeistisch, 160 A Litiumbatterie, Solarpanel, WC mit Spülung und Lüftung, Dusche drinnen und draussen. Ein Hub-Bett (140×200) mit Lattenrost und Daunenduvet. So geniessen wir das Reisen.

Unsere Reise von August 2017 bis August 2018:

error: © by landy-2-xplore.com